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Was ist Positive Verstärkung?

Leckerchen als Belohnung

Was ist Positive Verstärkung?

Im Zusammenhang mit Verstärkung im Hundetraining bedeutet das Wort „positiv“ nicht, dass es sich um etwas Tolles handelt, sondern dass etwas hinzugefügt wird. Es handelt sich um ein „Plus“ + wie in der Mathematik. Das Wort „Verstärkung“ bezieht sich darauf, dass ein Verhalten häufiger auftritt, insgesamt wahrscheinlicher wird, länger oder/und schneller gezeigt wird.

Positive Verstärkung bedeutet rein fachlich gesehen, dass wir in einer Situation etwas hinzufügen, das ein Verhalten (hier: unseres Hundes)  verstärkt. Daraus ergibt sich automatisch, dass das, was wir hinzufügen, etwas Gutes sein muss. Denn nur dann wird Verhalten verstärkt, also häufiger und fester.

Positive Verstärkung

Verhalten bleibt nur dann erhalten oder wird stärker, häufiger, länger oder schneller gezeigt, wenn es verstärkt wird.

Soweit die Definition. Positive Verstärkung ist aber weit mehr als nur irgendwie Leckerchen füttern. Es ist eine großartige Trainingstechnik mit vielen Komponenten. Hier soll es heute nicht um die einzelnen Vorgehensweisen und Techniken gehen, sondern eher um eine grundlegende Betrachtung.

Hund kennen lernen

Wir müssen unseren Hund kennen lernen, um für ihn passende Belohnungen zu finden. Denn das Hundegehirn bewertet die Belohnung, dort wird entschieden, ob unsere gedachte Belohnung tatsächlich Verhalten verstärkt. Ob es uns passt oder nicht, wir müssen davon Abstand nehmen, unsere „Lieblingsbelohnung“ zu nutzen, wenn sie der Hund nicht mag.

Wer sich darauf einlässt, bekommt tiefe Einblicke in das Hundeleben. Wenn du weißt, wie dein Hund tickt, und seine innersten Wünsche kennst, bist du viel näher an seiner Seele als je zuvor. Und dein Hund wird sich verwundert die Augen reiben und sich fragen: „Wie hat mein Mensch das nur herausgefunden? Endlich werden meine Wünsche und Bedürfnisse befriedigt!“ (Natürlich nicht tatsächlich, aber ich liebe es, Hunden Worte in die Schnauze zu legen, um etwas zu verdeutlichen.)

Hier kannst du mehr darüber erfahren:

Was du unbedingt wissen musst über Belohnungen und Strafe

Belohnung, Ablenkung, Bestechung – was ist was?

Gutes Verhalten entdecken

Wenn wir die passenden Belohnungen gefunden haben für unseren Hund müssen wir uns auf die Jagd machen nach gutem Verhalten.

Das ist für viele Hundehalter eine völlig neue Herangehensweise. Bisher lag ihr Augenmerk auf dem Verhalten, das sie nicht wollen, auf dem unerwünschten Verhalten. Jetzt sollen sie lernen, den Fokus auf das gute Verhalten zu setzen. Das muss man üben.

Jagd auf gutes Verhalten

Was, das ist gutes Verhalten?

Der Lohn ist, dass man plötzlich erkennt: „So schlimm ist es ja gar nicht! Mein Hund schaut mich ja doch manchmal an, obwohl ich dachte, das tut er nie!“ Oder: „Der Hund steht ja doch manchmal auf vier Pfoten und ich dachte, der springt immer hoch!“ Oder: „Die Leine ist ja doch manchmal locker, obwohl ich dachte, der zieht immer wie ein Bär!“

Gutes Verhalten belohnen

Nun müssen wir das gute Verhalten natürlich auch belohnen, damit es verstärkt wird. Denn obwohl es schon jetzt viel öfter auftritt, als wir geglaubt haben, soll es noch besser werden und später auch mit einem Signal abrufbar sein.

Du lernst also, immer eine spannende Belohnung parat zu haben, die für deinen Hund wirklich hochwertig ist, so dass sie das gewünschte Verhalten verstärkt.

Damit stärkst du wunderbarerweise deine Beziehung zum Hund, wie auch schon durch das Finden der Belohnungen. Eine Beziehung lebt vom Geben und Nehmen. Wir dürfen kein einseitiges Geben vom Hund erwarten, sondern müssen selbstverständlich unseren Teil dazu beitragen. 

Freundliche Grundhaltung

Manche Hundehalter sprechen mit ihrem Hund immer so, als wären sie gerade sauer auf ihn. Die Stimme streng, das Gesicht angespannt, die Worte kurz ausgestoßen. „Da geh her!! Sitz!“ heißt es dann harsch.

Der Hund schlurft dann auch heran und ein kurzes „Ab“ entlässt ihn wieder.

Ich bin mir sicher, dass diese Menschen das nicht bewusst tun. Nach einigen Stunden mit mir ändert sich das auch. Der Tonfall wird weicher, die Worte freundlich, die Körpersprache wird angepasst, und ein Lächeln liegt auf den Gesichtern.

Es ist die immer noch häufig anzutreffende Annahme, dass man streng sein müsse, damit der Hund weiß, wer der „Chef“ ist. Dazu habe ich einige Artikel geschrieben, lies mal hier:

Über Dominanz und Hierarchie

Was ist eigentlich Dominanz?

Warum glauben Menschen an Dominanz und Hierarchie?

Korrigierst du noch, oder trainierst du schon?

Training ist Handwerk

Jeder der seinen Hund trainieren möchte, muss ein paar Grundregeln über das Lernen von Hunden verstehen. Um die Regeln einzuhalten, brauchst du auch etwas Übung, sowohl vom Denken her als auch vom Tun. Denn am Anfang ist alles neu, und die Verknüpfungen im Gehirn müssen sich erst einen Weg bahnen. Bis die Hände das richtige tun in jeder Situation, der Mund das richtige sagt, und dann noch das Lächeln dazu kommt – das braucht einfach etwas Übung.

Wenn du dich dabei genau beobachtest, kannst du vielleicht deinen Hund auch besser verstehen. Denn dem geht es ja nicht anders! Noch dazu weil er ja kein Deutsch versteht, und für jedes Wort die Bedeutung erst aus allen deinen Zeichen herauslesen muss, bevor er versteht, was du von ihm möchtest.

Geduld

Wenn du mit deinem Hund geduldig und freundlich umgehst, wird er nicht etwa zum Biest, sondern er wird dir sein Vertrauen schenken, und aufmerksamer dir gegenüber werden. Denn er lernt, dass von dir keine Gefahr ausgeht, und dass du ihm hilfst, die richtige Entscheidung zu treffen – nämlich auf deine Signale zu hören.

Ungeduldig zu sein, dem Hund zu zeigen, dass wir Fehler nicht akzeptieren, erscheint uns oft als eine Abkürzung zum Erfolg oder eine Notwendigkeit. Das ist ein Trugschluss. Denn der Hund würde keine Fehler machen, wenn er es schon könnte. Genau wie du, oder machst du mit Absicht Fehler, um dein Gehalt zu verkürzen? Eben.

Solange du mit Belohnungen trainierst, brauchst du keine Angst zu haben, dass dein Hund dir mit Absicht nicht gehorcht. So blöd ist er nicht. 

Generalisieren

Wenn dein Hund Fehler macht (nicht „gehorcht“), liegt es daran, dass er es in der Situation noch nicht kann. Hunde können nicht sehr gut Gelerntes in eine neue Situation übertragen. Dafür benötigen sie viele Wiederholungen einer Übung in verschiedenen Situationen, an diversen Orten, zu verschiedenen Tageszeiten, mit unterschiedlichem Wetter… Das wird häufig vergessen, und man glaubt, was der Hund im Garten kann, muss er draußen beim Gassi doch auch können.

Ein gutes Training in kleinen Schritten und mit Herz und Verstand ist dafür die Lösung. Dann macht es auch Spaß, weil du Fortschritte erkennen lernst.

Fortschritte sehen

Auch das Sehen von Fortschritten muss geübt werden. Manchmal fällt man zurück auf die gewohnte Sichtweise und sieht plötzlich nur das unerwünschte Verhalten, ohne zu bemerken, wie viel seltener oder schwächer es geworden ist. Und vor allem: Wie viel häufiger der Hund jetzt schon das gewünschte Verhalten zeigt!

Wenn du dran bleibst, stellt sich der Erfolg wie von selbst ein. 

Auswirkungen auf dein Leben

Positive Verstärkung ist mehr als nur Training mit einem Hund. Es wirkt sich auf dein Leben aus. Denn du lernst im Hundetraining, den Fokus auf das Gute zu legen, und das kannst du auf dein ganzes Leben übertragen. Ist das Glas für dich halb leer oder halb voll?

Auch im Zusammenleben mit anderen Menschen hilft dir die Positive Verstärkung. Du erkennst, dass du genau wie bei deinem Hund viel mehr erreichst, wenn du dein Gegenüber unterstützt in den Dingen, die dir gut gefallen in eurer Beziehung, als dauernd herumzunörgeln, was alles doof ist. Du lernst, Komplimente zu machen, dich über kleine Sachen zu freuen, und wirst richtig glücklich dabei.

Und ganz nebenbei wird deine Beziehung zu dir selbst auch revolutioniert. Warum solltest du dich eigentlich schlechter behandeln als alle anderen? Wenn du erkennst, dass deine Bedürfnisse genau so wichtig sind, wie die deines Hundes, wirst du viel zufriedener und entspannter sein. Du lernst, dich um dich selbst zu kümmern, und den Stress zu reduzieren. Dir fällt eine Last von den Schultern, die dich vielleicht bisher erdrückt hat. Das Leben darf mit Leichtigkeit genossen werden, auch wenn die Probleme oft echte und belastende Herausforderungen sind. Wir können an allem wachsen, lernen, unsere Grenzen erweitern. Wir müssen nur offen dafür sein.

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Über die Autorin Bettina Haas

Bettina Haas, Hundetrainerin aus Leidenschaft, zeigt dir, wie du zum besten Freund und Trainer für deinen Hund wirst. Damit du schnell und nachhaltig zum Erfolg kommst und dein Leben mit Hund (wieder) richtig genießen kannst!

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