Jagd auf gutes Verhalten

Jagd auf gutes Verhalten

Positive Verstärkung ist ungewohnt

Zugegeben, es ist für die meisten von uns ungewohnt, das gute Verhalten unseres Hundes zu beachten und durch passende Belohnungen zu verstärken, anstatt das unerwünschte Verhalten zu bestrafen.

Viele sind schließlich erzogen geworden unter dem Motto: „Nicht geschimpft ist genug gelobt!“ Auch im Arbeitsalltag erfährt man häufig, dass Chefs nur sagen, wenn etwas nicht so gut ist wie sie es erwartet haben…

Dabei würde es uns Menschen genauso gut gefallen wie unseren Hunden, wenn wir über Lob und Belohnungen zu höheren Leistungen angespornt würden. Als Selbständige hat man es da gut: Ich kann mich selbst belohnen, wenn mir wieder eine gute Woche gelungen ist in meiner Arbeit. Oder mir am Abend eines anstrengenden Tages  eine kleine Entspannung gönnen. Manchmal belohne ich mich auch mit der Buchung einer Fortbildung.

Aber zurück zum Hund. Auch wenn es ungewohnt ist, macht es Sinn, seinen Hund über positive Verstärkung zu erziehen. Etwas Sachkenntnis ist auch hierbei erforderlich, aber das wäre bei der Nutzung von Strafe auch der Fall.

Strafe macht nur scheinbar Sinn

Training über Strafe macht Stress. In den meisten Fällen nicht nur beim Hund, sondern auch beim Menschen. Ich kenne jedenfalls niemanden, der von Schimpftiraden gute Laune bekommt. Oder vom Werfen von Klapperdosen, Trainingsdiscs oder sonstigen Dingen. Im „besten“ Fall verschafft einem angewandte Strafe eine gewisse Genugtuung, die aber völlig ungerechtfertigt ist. Denn in den meisten Fällen verknüpft der Hund überhaupt nicht das von uns gemeinte Verhalten mit der Strafe. Darum muss man auch immer wieder strafen oder schimpfen.

Einfach lassen…

Also lassen wir es einfach. Einfach? Fällt es dir leicht, nie ärgerlich zu werden? Oder ertappst du dich dabei, manchmal aus der Haut zu fahren, weil deine Impulskontrolle eben auch nur endlich ist, genau wie die deines Hundes?

Ich verheimliche nicht, dass mir das immer noch hin und wieder schwer fällt. Damit will ich nicht sagen, das sei nicht schlimm. Sondern ich will sagen, Menschen sind verschieden. Die einen haben überhaupt kein Problem mit dem vollkommenen Verzicht auf Schimpfen oder andere Strafen. Das sind die gelassenen Mitmenschen, die kaum etwas aus der Ruhe bringen kann. Anderen fällt es schwerer. Sie sind schneller gestresst, sind vielleicht empfindsamer, haben eine dünnere Haut.

Ich möchte auch und besonders  diese Menschen mitnehmen auf die Reise der positiven Verstärkung.

Eigentlich wollen wir doch mit unseren Hunden einfach glücklich leben, oder? Du wirst dir keinen Hund angeschafft haben, um ihn zu dominieren, zu bestrafen, zu beschimpfen… sondern zum Kuscheln, für gemeinsame Spaziergänge,, für fröhliche Spiele miteinander oder weil du deinem Hund einfach gerne zusiehst, wie er Hund ist. 

Darum gehen wir jetzt gemeinsam auf die Jagd gehen nach dem guten Verhalten.

Jagd auf gutes Verhalten

Auch Hunde, die scheinbar nur Blödsinn im Kopf haben, zeigen hier und da gutes Verhalten. Nämlich immer dann, bevor das unerwünschte Verhalten auftritt. Und da können wir ansetzen. Besonders gut in den Situationen, wo wir bereits wissen, dass gleich etwas passiert, was uns nicht gefällt.

Beobachte, was dein Hund tut, bevor er das von dir nicht gewollte Verhalten zeigt. Lobe ihn für sein gutes Verhalten, und gib ihm eine Belohnung. Dabei kannst du häufig auch dafür sorgen, dass das unerwünschte Verhalten nicht ausgeführt werden kann, indem du den Ort der Belohnung geschickt wählst.

(Beispiel: Ein Hund der oft hochspringt, wird am Boden belohnt)

Bei der Jagd nach gutem Verhalten ist ein Markersignal ein wunderbares Werkzeug. Die Kommunikation mit deinem Hund ist einfach viel klarer, wenn du ein Markersignal nutzt.

Wenn du noch kein Markersignal hast, schaue mal hier:

https://bettina-haas.com/warum-dir-ein-markersignal-vorteile-bringt/

Wie es funktioniert

Die Jagd nach gutem Verhalten ist besonders klar für deinen Hund, wenn du fokussiert vor gehst. Bestimme als erstes, welche Verhalten deines Hundes unerwünschte Verhalten sind. Überlege dir, welche zwei davon die wichtigsten sind, die du als allererstes verändern möchtest. An diesen beiden beginnst du mit der Jagd auf gutes Verhalten.

Wenn du nämlich alles auf einmal trainieren willst, dann markierst du sozusagen „wild durcheinander“ lauter gute Verhalten an, und dein Hund weiß vielleicht nicht mehr genau, worum es geht.

Wenn dir die Jagd auf gutes Verhalten schon zu einer Gewohnheit geworden ist, fällt es dir leichter, auch noch weitere Verhalten mit ins Training einzubeziehen. Aber eine gewisse Grundordnung bietet sich eigentlich immer an. Zumindest solltest du auf einem Spaziergang nicht tausend Dinge markieren und belohnen, sondern dich auf die wichtigsten beschränken. Das kann abhängig sein vom Ort, an dem du gehst.  Denn nicht jedes Problem tritt in jeder Umgebung auf.

Belohnungen

Gutes Verhalten einfangen und verstärken hat natürlich auch etwas mit Belohnungen zu tun. Nach deinem Lob oder Markersignal sollte immer noch etwas folgen, das deinem Hund wirklich wichtig ist.

Das kann Futter in jeder Form sein, aber auch Spiel, Suchaufgaben, Rennen dürfen – Hauptsache, es bedeutet deinem Hund etwas. Gerade Umweltbelohnungen sind häufig viel hochwertiger als das, was wir Menschen gemeinhin als Belohnung empfinden und dem Hund geben wollen.

Gutes Verhalten ist keine Einbahnstraße

Wenn wir gutes Verhalten von unseren Hunden wollen, dann müssen wir selbst als erste gutes Verhalten zeigen. Das ist ähnlich wie bei Kindern. Eltern werden nachgeahmt, und  ein gutes Vorbild zu sein ist die halbe Erziehung.

Dass unsere Hunde uns nicht in dem Sinne nachahmen, ist klar, aber wenn ich ständig nörgel und schimpfe, sorge ich nur für eines: Mein Hund bekommt mehr Stress als er sowieso schon hat.

Wohin das führt, sieht man auch wieder bei sich selbst am einfachsten. Wenn ich zu viel Stress habe, zu wenig entspannenden Ausgleich, zu viel Druck, dann werde ich besonders ungeduldig, und reagiere besonders häufig ungehalten auf Kleinigkeiten. Bin ich dagegen entspannt, weil meine Bedürfnisse erfüllt sind, ich genug geschlafen habe, und vielleicht alles nicht ganz so wichtig nehme, bin ich auch anderen gegenüber entspannt und ausgeglichen. Genau so geht es meinem und deinem Hund.

Stress minimieren

Stress minimieren ist immer eine gute Idee. Das schaffst du, indem du die Bedürfnisse deines Hundes befriedigst, soweit das möglich ist. Aber auch dadurch, dass du ein Auge darauf hast, welche Sachen ihn zu sehr in die Erregung bringen.

Aktivität gehört ebenso zu den Bedürfnissen eines Lebewesen wie Ruhe und Sicherheit. Eine dem Hund angepasste Ernährung ist nicht nur für ein schönes Aussehen wichtig, sondern beeinflusst auch das Verhalten.

Dummerweise ist nicht alles, was uns Freude machen würde, es mit dem Hund zu tun, auch für deinen Hund schön und entspannend. Für manche Hunde sind ausgedehnte Spaziergänge mit vielen Reizen nicht geeignet, um Stress zu reduzieren. Manche Hunde möchten dagegen lange laufen, während die Menschen viel lieber geruhsam auf einer Bank sitzen würden… Und nicht jeder Hund ist seiner Rasse gemäß aufgestellt in Bezug auf seine Bedürfnisse. Es heißt also, individuell hinschauen und die Aktivitäten anpassen.

Und vergiss bei allen Bedürfnisanpassungen auch deine eigenen Bedürfnisse nicht. Wie wichtig das für mich ist, habe ich vor einigen Wochen gerade wieder erfahren, und werde es nie mehr vergessen.

Einfangen als erster Schritt

Verhalten einfangen ist jederzeit eine gute Idee. Es ist ein super Einstieg in die positive Verstärkung. Es ist einfach erklärt und leicht nachgemacht. Es ist relativ nebenwirkungsarm. Dafür aber sehr wirksam.

Um ein stark störendes Verhalten deines Hundes vollkommen zu beheben wird das Einfangen von gutem Verhalten vermutlich nicht genügen. In vielen Fällen ist das Einfangen eine fantastische Möglichkeit, um wieder Freude am eigenen Hund zu haben. Das Einfangen von gutem Verhalten verdeutlicht dem Menschen, wie viel gutes Verhalten der Hund bereits zeigt, und lässt das unerwünschte Verhalten weniger schlimm erscheinen.

Auf die Weise ist bereits viel Beziehungsarbeit geleistet. Mensch und Tier sind entspannter, um das eigentliche Training dann in Ruhe in Angriff zu nehmen.

Fang also einfach an.

  • Schreibe dir alles von der Seele, was du verändern möchtest.
  • Was macht dein Hund bisher, und was soll er statt dessen tun?
  • Suche dir aus allen Problemen die zwei heraus, die du als erstes verändern möchtest.
  • Markiere (oder lobe) und belohne gutes Verhalten.
  • Freue dich über die Ergebnisse!
  • Mache dir dann einen Plan, was du weiter trainieren willst.
  • Hole dir ggf. eine_  Trainer_in zu Hilfe, um tiefer an dem Problem zu arbeiten.
  • Habe während des gesamten Prozesses Spaß mit deinem Hund!

 

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Über die Autorin Bettina Haas

Bettina Haas, Hundetrainerin aus Leidenschaft, zeigt dir, wie du zum besten Freund und Trainer für deinen Hund wirst. Damit du schnell und nachhaltig zum Erfolg kommst und dein Leben mit Hund (wieder) richtig genießen kannst!

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