Machst du diese Fehler?

Machst du diese Fehler?

6 typische Fehler, die viele Hundehalter machen

Fehler machen wir alle. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schnell sich im Training mit unseren Hunden Fehler einschleichen. In diesem Beitrag geht es um grundlegende Dinge, die mir häufig begegnen in meinem Job. Natürlich bekommst du auch Lösungsmöglichkeiten, damit du es besser machen kannst.

Fehler # 1: Zu schnell vorwärts gehen

Besonders nach dem Coaching mit mir sind viele Hundehalter so motiviert und optimistisch, dass sie ihren Hund überfordern mit ihrer Geschwindigkeit. Weil es in meinem Training in kleinen Schritten schnell vorwärts ging, glauben sie, dass das Problem nun so gut wie weg sei und sie den Hund voll belasten können. Das Gefühl der Überforderung ist eine große Belastung für deinen Hund, und er fühlt einen Vertrauensverlust dir gegenüber. Denn du solltest ein Sicherheitsgarant für ihn sein, und immer helfen in allen Situationen.

Besser machen:

Bleibe bei dem Training in kleinen Schritten. Nicht immer ist eine Situation in unseren Augen so wie aus der Sicht des Hundes. Wenn dein Hund es gerade schwierig findet und wieder ein unerwünschtes Verhalten zeigt, gehe lieber mal einen Schritt zurück im Training, nimm einen größeren Abstand ein oder übe mit weniger Ablenkung.

Hilf deinem Hund durch schwierige Situationen mit viel Geduld, Liebe und Flexibilität. Erwarte nicht einfach gutes Verhalten, sondern bedenke immer, dass dein Hund sich furchtbar gerne gut benehmen möchte, es aber vielleicht gerade nicht kann.

 

Fehler # 2: Nicht mehr belohnen

„Jetzt kann der das ja schon, da brauche ich doch nicht mehr belohnen!“

Das ist nicht richtig. Denn wenn ein Verhalten gar nicht mehr verstärkt wird, geht es verloren. Es wird weniger und weniger, bis es nicht mehr auftritt.

Es ist möglich, dass dein Hund sich durch andere, für dich nebensächliche Punkte belohnt fühlt. Zum Beispiel bei Hundebegegnungen kann sich dein Hund belohnt fühlen, weil du ihm Gelegenheit gibst, die Seite zu wechseln, so dass er mehr Abstand bekommt zu dem anderen Hund. Dann ist es möglich, dass das Verhalten dennoch bestehen bleibt, weil sich dein Hund durch das Verhalten an sich belohnt fühlt.

Viele Hunde müssen aber diesen Schritt erst lernen, denn am liebsten würden sie den anderen vertreiben! Darum kann es trotzdem sehr sinnvoll sein, den Seitenwechsel sehr lange Zeit gut zu belohnen.

Besser machen:

Belohne am besten alles, was du mit deinem Hund geübt hast, regelmäßig. Wenn du einmal kein Futter dabei hast, dann lobe ihn ausgiebig. Und nimm nächstes Mal etwas besonders Gutes mit, um ihn zu überraschen.

Belohnungen sollten wirklich zu deinen Lieblings-Maßnahmen werden. Macht es denn nicht viel mehr Spaß, seinem Hund zu sagen, was er gut macht, als dauernd zu schimpfen über doofes Verhalten?

Hier findest du etwas über Belohnungen: Klick

Fehler # 3: Zu häufig trainieren

Zugegeben, dieser Fehler ist eher selten anzutreffen. Aber dennoch gibt es Hundehalter, die vom Ehrgeiz gepackt den ganzen Tag über an einem Problem trainieren wollen. Da wird jedes Gassigehen genutzt, und der Hund wird der Situation, in der er Schwierigkeiten hat, so oft es nur geht  ausgesetzt.

„Das muss er lernen!“ oder „Da muss er sich dran gewöhnen!“ höre ich dann oft.

Besser machen:

Üben ist wichtig, keine Frage. Aber dein Hund verarbeitet einen großen Teil des Gelernten in den Ruhephasen. Egal ob beim tiefen Schlafen oder während er mit offenen Augen döst – in diesen Zeiten wird vieles sortiert und gefestigt im Gehirn.

Außerdem kann es bei zu häufigem Aussetzen des Hundes in schwierige Situationen zu einer Überforderung kommen. Oder findest du Fallschirmspringen plötzlich toll, wenn du nur oft genug aus dem Flugzeug geworfen worden bist?

Zur Kleinschrittigkeit gehört auch, dass die schwierigen Situationen dosiert angesteuert werden zum Üben. Lieber einmal weniger, und dafür qualitativ hochwertig trainieren. Das passiert genau dann, wenn dein Hund so aussieht, als ob die Übung leicht für ihn sei. Dann belohne ihn hochwertig, und freue dich mit ihm über die gelungene Übung, und dann geht ihr fröhlich wieder nach Hause. Denn dein Hund hat gerade ganz viel Impulskontrolle verbraucht.

 

Fehler # 4: Zu wenig trainieren

Ja, von allem geht es in zwei Richtungen. Du kannst zu viel trainieren, aber natürlich auch zu wenig. Das passiert auch häufig, wenn sich noch nicht wirklich eine Gewohnheit gebildet hat. Du musstest dich immer überwinden, die Trainingssituation aufzusuchen. Vielleicht hat sie dir Angst gemacht. Du möchtest sie eigentlich vermeiden. Am liebsten wäre dir, dein Hund lernt das von jemand anderem, und kommt zu dir zurück mit dem neuen, perfekten Verhalten.

Ich weiß, dass es Ängste gibt, die nicht mit einem Fingerschnippen aus der Welt zu schaffen sind. In Hundebegegnungen kann man häufig so unangenehme Sachen erleben, und das Kopfkino spinnt noch ein paar Ideen dazu.. dann steckt man schon fast in einer Phobie.

Man bekommt Herzrasen, wenn ein Hund am Horizont erscheint. Man möchte sich in Luft auflösen, und einfach verschwinden. Und überhaupt: „Was für einen Sch…hund habe ich erwischt. WIESO gerade ICH?“

Besser machen:

Hier brauchst du persönlich die Kleinschrittigkeit. Wenn möglich gehe der Situation tatsächlich für eine Weile aus dem Weg. Erhole dich, und beginne dabei, die Beziehung zu deinem Hund durch nette, lustige, spannende gemeinsame Aktionen zu stärken.

Übe dich darin, die positive Verstärkung zu nutzen. Schimpfe nicht mehr. Sei zufrieden mit dir und der Welt. Lege den Fokus auf die vielen guten Sachen, die dein Hund macht.

Und dann übst du alles, was du brauchst, um dein Problem zu lösen. Für Hundebegegnungen brauchst du zum Beispiel eine gute Leinenführigkeit (wenn keine Hunde da sind). Einen Handtouch, oder ein anderes Target. Ein Aufmerksamkeitssignal. Wissen, was deinen Hund belohnt. Entspannungstraining. Markersignal.

Mit diesen Grundwerkzeugen beginnst du dann, ganz in Ruhe Verhalten mit deinem Hund zu trainieren. Seitenwechsel. Hinter dich stellen. Hinschauen und stehen bleiben. Rückruf. Ein freundliches Abbruchsignal (z.B. Geschirrgriffsignal). Bogen laufen. Pendeln. Alles, was du gut findest, und was deinem Hund und dir hilft.

Dann erst kommt der Tag, an dem du das Ganze an anderen Hunden probierst. Und bitte nicht sofort in die schwierigste Situation gehen, in der dein Hund logischerweise nicht mehr ansprechbar ist. Denn dann hättest du sofort wieder eine Ausrede, nicht trainieren zu müssen. „Der lernt das einfach nicht!“ oder „Mit diesem Hund geht das nicht!“ Du wärst nicht die oder der erste.

 

Fehler # 5: Nicht das Richtige trainieren

Im Grunde ist dieser Fehler schon in # 4 enthalten gewesen. Ich denke dabei an Menschen, die vergessen, die Grundlagen zu erarbeiten. Die nicht an die kleinen Schritte denken. Die immer das gleiche tun, und dabei erwarten, dass plötzlich etwas Neues passiert.

Das kann nicht klappen. Denn wenn du mit deinem Hund einfach immer und immer wieder genau so wie vorher in die Situationen läufst, die für ihn viel zu schwierig sind, was soll sich da ändern?

Das ist wie ich neulich. Ich wollte Licht ausmachen. Und drücke den Schalter. Das Licht geht nicht aus. Ich drücke wieder. Und wieder. Und wieder. Und noch einmal. Das Licht bleibt an. Erst jetzt beginne ich zu schauen, wo ich eigentlich drücke. Es war der falsche Schalter. Das Licht ging sofort aus, als ich den richtigen Schalter gedrückt habe.

Besser machen:

Natürlich gibt es bei unseren Hunden keine Schalter, auf die wir nur drücken müssen, und alles ist gut. Hunde sind bekanntlich genauso Lebewesen wie wir und keine Maschinen.

Aber wenn du davon ausgehst, dass der Hund sozusagen „von selbst“ lernt, sich wohl zu fühlen in einer Situation, die ihm bisher Angst macht, oder ihn aggressiv reagieren lässt, dann ist das keine vernünftige Grundlage. Statt dessen überlege dir, wie du deinem Hund helfen kannst, damit er sich wohl und sicher fühlt.

Dafür wirst du Vorübungen brauchen.. Aber das macht Spaß. Denn du weißt, dass am Ende der Erfolg plötzlich ganz leicht ist.

Dafür möchte ich dir ein Beispiel geben:

Stelle dir vor, du hättest Angst, auf eine Leiter zu steigen. Du willst die Angst besiegen. Ich vermute, du machst dir einen Plan: Auf einer festen, gut und sicher stehenden Leiter, die nicht sehr hoch ist, beginnen. Eine Sprosse, zwei, drei … bis du oben bist. Party!

Dann eine etwas höhere Leiter. Zuerst nicht so hoch steigen, wie die alte war, sondern nur bis Stufe 5. Vertrauen finden zur neuen Leiter. Dann wieder höher steigen. Langsam, in kleinen Schritten, mit viel Pausen zum Ausruhen dazwischen. Du brauchst Pausen mit dem Gefühl völliger Sicherheit.

Am Ende steigst du hohe Leitern hinauf, als hättest du noch nie was anderes getan. Nur der Anfang war schwer. Die höchste Leiter zu erklimmen war dagegen ganz einfach. Weil du die Grundlagen geübt hast.

 

Fehler # 6: Im Methodendschungel verlaufen

Schnell, schneller, noch schneller. Beste Methode. Einzigartig, besonders gut, Hundefreundlich… Werbung begegnet uns überall. Auch ich komme nicht ganz darum herum, für meine Arbeit zu werben, da bin ich ganz ehrlich. Ich preise mein Training auch an. Schließlich macht es keinen Sinn, zu sagen, alles doof, aber kaufe trotzdem, oder? Außerdem bin ich ehrlich überzeugt von der positiven Verstärkung.

Ich verstehe jeden, der sich breit informiert. Wer zu eingleisig unterwegs ist, könnte ja auch etwas verpassen. Denkt man leicht. Und kommt auf Seiten, die einem das Gegenteil erzählen von dem, was man gerade lernt.

Das führt in vielen Fällen dazu, dass plötzlich das Neue probiert wird. „Einfach mal ausprobieren!“, „Vielleicht hilft es ja!“.

Leider sind das oft Methoden, die alles andere als Hundefreundlich sind. Und genau da beginnt der Teufelskreis.

Der Hund verliert das Vertrauen, weil seine Bezugspersonen plötzlich anders reagieren. Seien sie nun richtig gewalttätig oder auch „nur“ schimpfend und Leine ruckend unterwegs, für den Hund bricht eine Welt zusammen. Wenn ich ausnahmsweise mal den Fernseher  nutze oder in Youtube herumstöbere und Trainer bei der Arbeit zusehe kommt mir teilweise das kalte Grauen…

Nein, natürlich ist nicht jeder Trainer im Fernsehen oder in Youtube eine Niete, aber umgekehrt darf man auch nicht erwarten, dass dort grundsätzlich qualitativ hochwertige Dinge zu sehen sind. Kritisch muss nicht nur gelesen sondern auch geschaut werden.

Besser machen:

Frage dich, was dein Hund für dich wirklich ist. Höre dabei in dich hinein, und erinnere dich an deinen Wunsch nach einem Hund. Wie sollte der Traumhund sein, und welche Beziehung hast du gewollt?

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sich jemand einen Hund wünscht, um endlich etwas zu haben, das er dominieren kann. Das wäre in meinen Augen ein Fall für den Psychiater.

Dein Hund ist ein Freund, ein Kumpel, mit dem man schöne Dinge erleben will. Man will über ihn lachen können, über lustige Einfälle die er hat. Man möchte mit ihm kuscheln. Und viel Zeit mit ihm verbringen.

Natürlich muss ein Hund Regeln beherrschen. Er muss wissen, was er tun darf und was nicht. Das kannst du ihm absolut freundlich beibringen. Dafür brauchst du keine Strafen, kein Schimpfen, keine „Alpha-Eigenschaften“ im herkömmlichen Sinne von körperlicher Kraft und Gewalt. Sondern echte Führungseigenschaften: Teamgeist, Geduld, Verständnis, Wissen.

Wenn du so einen Weg eingeschlagen hast, bleibe dabei. Du kannst dich jederzeit fragen:“Wie muss ich reagieren, damit diese Übung besser klappt?“ oder „Was muss ich verändern, damit mein Hund mich versteht?“

Aber stelle nicht die ganze Grundlage in Frage. Wenn etwas nicht klappt, liegt es im Detail. Es sind oft winzige Kleinigkeiten, die es ausmachen. Wenn du die änderst, ändert sich das Verhalten deines Hundes.

Ein Beispiel: Lächeln

Wenn du konzentriert arbeitest, und nicht auf deinen Gesichtsausdruck achtest, schaust du vermutlich ziemlich streng. Dein Hund kann dadurch verunsichert werden. Das ist manchmal der Grund, warum er nicht wie gewünscht reagiert. Versuche also mal, ein freundliches Gesicht zu machen beim Üben. Vielleicht freut sich dein Hund, und du tust gleichzeitig etwas für deine Schönheit und deine innere Haltung.

 

Fazit:

Niemand läuft Fehlerlos durch die Gegend. Fehler zu machen, gehört zum Lernen dazu. Es ist immer noch besser, mal Fehler zu machen als gar nichts zu tun.

Falls du dich also hier oder dort wiedergefunden hast, sei nicht traurig, oder gar streng mit dir. Du hast ja die Chance, es ab jetzt besser zu machen. Und scheue dich nicht, dir Hilfe zu holen, wenn du sie brauchst.

 

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Über die Autorin Bettina Haas

Bettina Haas, Hundetrainerin aus Leidenschaft, zeigt dir, wie du zum besten Freund und Trainer für deinen Hund wirst. Damit du schnell und nachhaltig zum Erfolg kommst und dein Leben mit Hund (wieder) richtig genießen kannst!

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