4 wichtige Punkte, mit denen dein Hund das Gehen an lockerer Leine lernt

Punkt 1

Nicht ziehen lassen!

Wenn es um unerwünschtes Verhalten geht, ist das Allerwichtigste, dass das Verhalten nicht mehr belohnt wird. Viele werden sich denken: “Na, so blöd werde ich doch nicht sein, für das Ziehen auch noch ein Leckerchen zu geben!“

Ich bin mir sicher, das Ziehen an der Leine hat sich in der Vergangenheit gelohnt für deinen Hund. Er ist genau dort hin gekommen, wo er hin wollte, wenn er nur ordentlich gezogen hat. Selbst wenn du glaubst, mit deinem Gegenzug hättest du ihm gezeigt, dass das nicht erwünscht ist: Er kam dort an, wo es für ihn was zum Schnüffeln gab oder etwas zu fressen.

Kennst du diese 4 Tipps zur Leinenführigkeit?

Belohnen findet nicht immer bewusst statt. Wir belohnen oft etwas, ohne es zu beabsichtigen. Genau das passiert, wenn du mitgehst, wenn dein Hund die Leine strafft.

Du weißt das sicher. Aber du bist bisher nicht so konsequent, wie du es hättest sein müssen. „Der muss mal!“ „Oh, da riecht es wohl gut?“ Und schwupps, hat er dich hingezogen, bevor du auch nur nachdenken konntest.

Ändern kannst nur du das Problem. Indem du dein Verhalten änderst. Dein Hund wird sonst immer weiter ziehen.

So löst du das Problem:

Nimm dir fest vor, dich auf keinen Fall ziehen zu lassen.

Wenn dein Hund zieht, bleibst du stehen wie ein Fels in der Brandung. Dabei achtest du darauf, dass kein Ruck entsteht. Mit deinen Armen als Feder gleichst du die Bremsung aus, so dass dein Hund sanft gebremst wird. Denn es ist Strafe genug, dass es nicht weiter nach vorne geht, wenn dein Hund zieht, und Rucke sind sogar am Geschirr gesundheitlich und trainingstechnisch nicht empfehlenswert.

Stelle dir also vor, du bist ein Baum. Schlage auf der Stelle Wurzeln, und verharre. Deine Äste (Arme) geben kurz weich nach und bremsen deinen Hund sanft. Dann passiert nichts mehr. Warte darauf, dass sich dein Hund zu dir orientiert. Nun kannst du abwägen: Genügt dir das in dieser Situation, weil es wirklich schwierig ist? Dann ist gut, markiere den Blick zu dir mit deinem Markerwort oder dem Klicker und lasse die Leine ganz locker, renne notfalls mit ihm dort hin, wo er hin will.

Wenn du meinst, dein Hund kann noch etwas mehr leisten, rufe ihn zu dir und gehe mit ihm an lockerer Leine zu dem Ort des Begehrens. Das ist seine Belohnung in diesen Fällen, denn genau das wollte er mit dem Ziehen erreichen.

Wenn dein Hund drei mal hintereinander zieht, obwohl du stehen geblieben bist, und er sich umschaute zu dir, kehrst du einige Schritte um in die Gegenrichtung. Das ist die Strafe, es  geht weg vom begehrten Ort. Die Strecke, die an lockerer Leine zu bewältigen ist, wird länger.

Wenn du ab sofort konsequent auf diese Weise reagierst, und dich auf keinen Fall irgendwo hin ziehen lässt, wird dein Hund damit aufhören. Denn es lohnt sich nicht mehr, zu ziehen. Gleichzeitig lernt er, dass er an lockerer Leine überall hin kommt. (Natürlich darfst du auch mal sagen: “wir gehen weiter“, wenn du ihn da nicht hinlassen willst, oder du lockst ihn zuerst daran vorbei.)

Trainiere aber nicht alleine mit dieser Technik, denn das kann zu großer Frustration führen. Frustration fühlt sich gar nicht gut an, und zieht meistens sehr negative Verhaltensreaktionen nach sich. Nutze also auch die anderen drei Tipps im Training.

Punkt 2

Gutes Verhalten belohnen

Jetzt hast du dafür gesorgt, dass dein Hund schon viel seltener zieht, weil es sich einfach nicht mehr lohnt. Das heißt was? Das heißt, dass er bereits viel häufiger an lockerer Leine läuft. Und das solltest du möglichst oft belohnen.

So machst du es:

Wenn dein Hund ein Anfänger ist auf dem Gebiet der lockeren Leine, belohne doch mal jeden Schritt. Weißt du was ein Schritt ist? Wenn du einen Fuß nach vorne setzt. Sorry, das weißt du natürlich. Ich sehe aber viele Kunden, die gleich mehrere Schritte gehen, wenn ich von einem Schritt spreche…

Für deinen Hund ist alles noch ein Buch mit sieben Siegeln. Er versteht das Ganze noch nicht wirklich. Was will mein Mensch nur?

Darum zeige deinem Hund, was du toll findest. Wenn du jeden Schritt belohnst, und nach jedem Schritt kurz stehen bleibst, hat er Zeit genug, herauszufinden, worum es geht.

Noch besser beginnst du sowieso im Stehen. Dein Hund steht angeleint neben dir, und du gibst Futter direkt an deinem Bein. Gib ihm fünf Leckerchen nacheinander.

Dann mache einen Schritt. Wieder mehrere Leckerchen geben im Stehen. Wenn du mit Markersignal arbeitest, markierst du während des Schrittes bereits.

  • Stehen.
  • Dein Hund steht neben dir und schenkt dir Aufmerksamkeit.
  • Marker & mehrere oder sehr hochwertige Leckerchen.
  • Mehrmals Wiederholen.

Pause machen.

  • Stehen.
  • Dein Hund steht neben dir und schenkt dir Aufmerksamkeit.
  • Marker & Belohnung.
  • Einen Schritt gehen.
  • Hund geht mit an lockerer Leine.
  • Marker & mehrere oder sehr hochwertige Leckerchen.
  • Mehrmals wiederholen

Pause machen. 

Am besten hörst du jetzt erst einmal auf, denn das war viel für euch beide. Dir geht die Konzentration als erste aus, und dein Hund wird verwirrt, wenn ihr zu lange trainiert.

Wenn du später weiter trainieren möchtest, wiederholst du die letzten Schritte noch einmal, um dann auf der nächsten Stufe weiter zu üben. Jetzt gibt es nur noch ein Leckerchen pro Schritt. Aber du stoppst immer noch nach jedem einzelnen Schritt. 10 Leckerchen verbrauchen, Pause machen.

Dann gehst du zwei Schritte und bleibst stehen zum Belohnen. Und so kannst du immer etwas längere Sequenzen gehen, und dann erst belohnen.

Mische dabei die Dauer, also verlange nicht nur immer mehr, sondern mache es zwischendurch auch mal ganz einfach, und belohne einen einzelnen Schritt, auch wenn dein Hund schon 5 Schritte gehen kann.

Achtung: Das Training macht so viel Spaß, dass man leicht vergisst, aufzuhören. Dein Hund braucht kurze Pausen. Und irgendwann ist die Konzentration verbraucht. Höre rechtzeitig auf.

Jetzt weißt du, wie du gutes Verhalten belohnen kannst. Im nächsten Punkt erfährst du, womit du das gute Verhalten belohnen kannst.

Punkt 3

Verstärker finden

Eigentlich ist die Motivation deines Hundes beim Ziehen an der Leine gerade nicht fressen, außer er zieht, weil da vorne ein Stück Pizza oder Wurstsemmel liegt. Die Motivation von Ziehen an der Leine ist das Vorwärtskommen zu tollen Schnüffelstellen, oder einfach weiter, weiter, weiter zu laufen. Von vorne kommen immer neue Reize, Gerüche, Geräusche, ein Wechsel der Landschaft…

Insofern könnten wir mit Weitergehen belohnen. Allerdings ist das Training mit Futter am oben aufgeführten Beispiel unglaublich praktisch. Du kannst wirklich das Gehen bei dir an lockerer Leine verstärken, und dein Hund ist immer bei dir, so dass du schnell trainieren kannst. Je mehr Belohnungen du in einer Minute geben kannst, um so mehr lernt der Hund in der Minute. Darum möchte ich dir jetzt helfen, richtig gute Verstärker in Futterform für deinen Hund zu finden.

Grace war am Anfang scheinbar nicht an Futter interessiert. In Wahrheit war sie zu aufgeregt. Erst nach vielen Wochen begann sie draußen, Futter von uns anzunehmen. Dennoch war es schwierig. Ich habe Grace mit Würstchenstücken belohnt, mit Käsewürfeln, Trockenfutter,  Salamistücken, Leberkäse und vielen anderen Dingen – alles war ganz ok, manchmal sogar recht gut, manchmal hat sie es auch nicht angenommen. Ich wusste nicht, was ich sonst noch probieren sollte. Natürlich nutze ich auch andere Verstärker als Futter: Mäuse buddeln steht ganz oben auf ihrer Liste! Aber den Verstärker kann ich nicht überall und immer nutzen.

Bis ich auf die Idee kam, mal wirklich frischen Leberkäse zu kaufen. Bisher hatte ich den vom Supermarkt, in Plastik eingeschweißt und 3 Wochen haltbar. Wow, was für ein Unterschied! Grace war sofort Feuer und Flamme für den Leberkäse. Sie hätte vermutlich auch einen Handstand gemacht, wenn ich es gewollt hätte…

Nun kann ich nicht jeden Tag zum Metzger laufen und Leberkäse kaufen. Was sollte ich tun? Der war ein Verstärker, das habe ich sofort gemerkt. Dagegen waren alle bisherigen Versuche, sie zu belohnen, lächerlich gewesen.

Ich kaufte probeweise Gelbwurst und Lyoner. Beides schlug fast genau so ein wie Leberkäse. Es war, als hätte dieses Erlebnis mit dem Leberkäs einen Schalter umgelegt.

Es mag Zufall gewesen sein. Vielleicht hatte Grace an diesem Tag einfach mehr Hunger. Vielleicht hat sie aber auch an dem Tag richtig begriffen, wie gut es ist, belohnt zu werden. Inzwischen gibt es natürlich nicht mehr jeden Tag Leberkäse oder Fleischwurst, das wäre ungesund. Ich wechsle viel ab, so dass es immer ein paar besondere Überraschungen gibt. Und ja, es gibt auch heute noch Tage, an denen sie kein großes Interesse an Futterbelohnungen hat. Dann trete ich mit dem Training kürzer und lasse sie einfach Hund sein.

Mit wirklich beliebten Futterbelohnungen kannst du Verhalten definitiv verstärken. Und das schlägt sich sofort nieder in Erfolgen.

So machst du es:

Probiere also so lange mit verschiedenen Belohnungen, bis du etwas findest, was dein Hund wirklich richtig gut findet. Wenn er vor Freude herumspringt, und zu lachen scheint – dann ist es perfekt. Wenn dein Hund aber zu aufgeregt wird von einer Futtersorte, kann es auch mal zu viel des Guten sein, und du gehst in der Beliebtheit ein wenig zurück. Konzentration auf das Verhalten soll möglich sein.

Denke daran, dass sich die Vorlieben deines Hundes auch verändern. Ich mag nicht immer Pizza, obwohl ich gerne Pizza esse. Die meisten Hunde mögen Abwechslung. Was heute perfekt ist, ist morgen langweilig.

Oft funktioniert es gut, eine bunte Mischung parat zu haben. Dann ist ziemlich sicher immer eine gute Überraschung dabei. Die Kehrseite ist, dass dein Hund über die am wenigsten guten Gutties enttäuscht sein kann, und das ist dann keine Verstärkung, sondern eher das Gegenteil: Strafe.

Fazit: Solange du vorwärts kommst im Training, machst du es richtig. Wenn es stockt, und es keine Verbesserung gibt, schau auf die vermeintlichen Verstärker.

Punkt 4

An bestimmten Orten beginnen

Ich habe mit Grace einen bestimmten kleinen Rundgang genutzt, um an der Leinenführigkeit zu üben. Zuerst waren selbst auf der 1,6km kurzen Runde noch zu viele Reize.

Ich habe mir für das Parken eine ruhige Stelle ausgesucht, und dadurch mehr Ruhe bekommen. Manchmal bin ich einfach wieder umgekehrt, anstatt eine Runde zu gehen. Das hilft dem Hund, weil es zurück durch das gleiche Gebiet geht, und die Reize dadurch nicht mehr alle neu sind. Manches hat sie schon angeschaut, hingeschnüffelt usw. Der Rückweg ist dann die ideale Trainingsstrecke für den Anfang.

Wenn du an bestimmten Orten beginnst, bestimmte Dinge zu trainieren, kann dir das helfen. Dein Hund verknüpft die Orte mit dem Verhalten. Er kann schneller zuordnen, was du jetzt meinst. Er „weiß“ was jetzt kommt, wenn ihr an den bestimmten Ort kommt.

Natürlich muss man später die Ortsverknüpfungen wieder erweitern und generalisieren. 

So machst du es:

Reduziere deine Spaziergänge auf einer speziellen Leinenführigkeits-Übungs-Strecke auf  ca. 30 Minuten. Gehe dabei keine Runde, sondern hin und zurück den gleichen Weg. An den anderen Tagen gehst du gerne auch länger, und trainierst nicht.

Beginne mit dem Training auf dem Rückweg, und übe erst dann auch auf dem Hinweg, wenn ersteres schon recht gut klappt. Übe an bestimmten Orten auf dieser Strecke die Leinenführigkeit. Wenn du das machst, hilfst du deinem Hund, seine Aufregung zu reduzieren, seine Konzentration zu fördern und zu verstehen, was du eigentlich genau möchtest. Nach und nach werden die Übungsorte zu längeren Strecken. Bald steht einem ganzen Spaziergang an lockerer Leine nichts mehr im Weg. 

 

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