Hilfe, mein Hund spielt nicht!

Diese 6 Fehler beim Spielen sind häufig der Grund.

Manche Hunde spielen für ihr Leben gern, andere schauen das Spielzeug nicht mal mit dem Hintern an… Erfahre, wie du deinen Hund dazu bringen kannst, doch mit dir zu spielen.

Gründe

Sicher gibt es sehr unterschiedliche Gründe, warum Hunde nicht gern spielen. Manche davon liegen in der Vergangenheit des Hundes begründet, und sind daher schwer oder gar nicht nachzuvollziehen. Viel häufiger aber liegt es an der Art und Weise, wie der Mensch spielen möchte.

Stress als Grund

In manchen Fällen ist der Hund einfach zu gestresst, um spielen zu können. Wenn ein Hund Ängste hat in der Umwelt, wird Spiel unmöglich. Das ist logisch, denn der Hund fühlt sich sehr unsicher, und sein Gehirn kann sich natürlich jetzt nicht auf Spiel einlassen. Es muss zuerst dafür sorgen, dass die Situation wieder sicher wird für den Hund.

Manchmal ist es Hintergrundstress, der chronisch wirkt. Solch ein Dauerstress kann entstehen durch Fehler im Umgang, unbearbeitete Ängste, zu viel oder zu wenig Abwechslung bzw. Auslastung, Krankheit und vieles mehr.

Wenn du den Eindruck hast, dass dein Hund unter Stress leidet, nimm dir bitte einen guten Trainer und lass dir helfen. Häufig sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht…

Jetzt zeige ich dir 6 häufige Fehler, die beim Spielen mit Hunden gemacht werden.

Dein Hund spielt nicht mit dir?

Fehler Nr. 1: Spielzeug wird frontal zum Hund geführt.

Viele Hundehalter halten ein Spielzeug in der Hand, und zeigen es ihrem Hund. Hat der kein Interesse, wird das Spielzeug dichter zum Hund geführt.  Dies fühlt sich für den Hund aber nicht an wie eine Einladung zum Spielen, sondern wie eine Bedrohung.

So machst du es besser:

Spiele das Spielzeug weg vom Hund. Stelle dir vor, es sei ein kleines Tierchen, das davonhuscht. So bewegst du das Spieli vom Hund weg, in kleinen, ruckartigen oder langsamen Bewegungen. Immer weg vom Hund, nie in seine Richtung.

Fehler Nr. 2: Der Mensch beugt sich frontal vor den Hund

Diese Körpersprache des Menschen wirkt auf den Hund bedrohlich. Frontales Stehen alleine ist schon eher bedrohlich, aber wenn du dich dann noch nach vorne beugst, kann sich dein Hund nicht vorstellen, dass du es gut mit ihm meinst. Er fühlt sich bedroht und glaubt, er dürfe das Spielzeug jetzt auf keinen Fall nehmen…

So machst du es besser:

Stelle dich zum Spielen immer seitlich vom Hund hin, so dass du nie frontal stehst. Starre ihn nicht an, sondern schaue ein wenig an ihm vorbei, oder mache die Augen halb zu. Lächle, und mache ein entspanntes Gesicht. Denn auch das angespannte Anstarren des Hundes, das viele Hundehalter zeigen, die darauf warten, dass ihr Hund endlich spielt, ist nicht hilfreich.

Bewege dich nicht auf den Hund zu, sondern gehe rückwärts von ihm weg mit deinem Spielzeug. Spiele es wie oben beschrieben wie ein Tierchen weg vom Hund.

Fehler Nr. 3: Dein Hund weiß nicht, was du von ihm erwartest

Häufig sehe ich, dass Hunde schon kurz probieren, ob sie zum Spielzeug hin sollen, aber da sie kein positives Feedback bekommen, lassen sie es schnell wieder.

So machst du es besser:

Nutze dein positives Markersignal, um deinem Hund zu erklären, dass er zum Spielzeug greifen darf. Nimm gute Belohnungen dazu, die du ihm sofort danach gibst, wenn er danach fragt. Falls er jetzt schon spielen möchte, spielst du natürlich mit!

Fehler Nr. 4: Dein Hund hat einfach kein Interesse an deinen Spielsachen

Manchmal liegt es tatsächlich nicht an der Körpersprache oder der Art, wie gespielt wird, sondern der Hund hat einfach nicht gelernt, mit Spielzeug umzugehen.

So machst du es besser:

Manche Hunde spielen nicht gerne mit Plastik- oder Gummi-Spielzeug, sondern lieber mit Naturmaterial. Tannenzapfen, Äste (ohne Verletzungsgefahr, bitte Obacht!) oder einfach Blätter, eine Feder oder so etwas sind oft mehr nach ihrem Geschmack. Probiere einige Male aus, ob du deinen Hund mit diesen Dingen beglücken kannst.

Aber auch unter „Spielzeug“ gibt es diverse Dinge, die manchen Hund richtig begeistern.

Hier ein paar Beispiele:

  • gefüllte Futterbeutel
  • Felldummy
  • gefüllter Fellfutterbeutel (sozusagen die Steigerung…)
  • Stofftiere, die das Beuteschema nachempfinden (Ratti als Beispiel, siehe Foto oben)
  • etwas aus Pappe, dass der Hund zerfetzen kann und dann Futter findet darin

Du kannst aber über Training auch Interesse wecken an „normalem“ Spielzeug.

Dafür zeige ich dir jetzt 2 Wege:

Der „einfache“ Weg: (Klassische Konditionierung= Verknüpfung)

Lege das Spielzeug immer mit auf den Boden, wenn du deinem Hund das Futter servierst. Beobachte einfach mal, was passiert. Häufig gibt es nach ein paar Tagen eine Annäherung zum Spielzeug, Neugierverhalten. Das kannst du markieren und belohnen. (siehe unten)

Der Weg über das Formen:

Vorbereitung

Dafür brauchst du sehr gute Futterbelohnungen, die etwa erbsengroß oder ein wenig größer sein sollten. Du brauchst ein positives Markersignal, um eine genaue Verständigung zu erreichen.

Das Futter befindet sich in einem Leckerchenbeutel. Du nimmst es jedes Mal erst dann heraus, nachdem du das Markersignal gegeben hast.

Und so geht`s:

Zeige deinem Hund das Spielzeug, und markiere sofort, sobald er hinschaut.

Gib ihm anschließend ein Leckerchen.

Wiederhole das mehrmals.

Siehst du eine Veränderung? Nähert sich dein Hund bereits etwas dem Spielzeug?

Dann markierst du die Bewegung zum Spielzeug. Warte nicht auf längeres Hingehen, sondern markiere anfangs jede Neigung des Körpers, dann das erste Pfote heben, dann den ersten Schritt…

Wenn das gut klappt, markierst du im nächsten Schritt das Berühren des Spielzeugs mit der Nase oder der Pfote. Überlege dir aber vorher, was du am Ende haben möchtest: Soll dein Hund den Gegenstand mit der Pfote anstupsen oder soll er ihn in seine Schnauze nehmen? Markiere nur das, was du am Ende sehen willst.

Wenn dein Hund in 8 von 10 Versuchen das Spielzeug immer anstupst, warte mit deinem Markersignal ein wenig. Öffnet er die Schnauze? Jetzt markierst du!

Markiere ein paar Mal das Anstupsen mit geöffneter Schnauze, bis du erreichst, dass dein Hund den Gegenstand in den Fang nimmt. Markiere auch das einige Male, bis es richtig sicher klappt.

Lasse ihn dann den Gegenstand einen Schritt tragen, bevor dein Markersignal kommt. Jetzt hast du gewonnen.

Die meisten Hunde sind spätestens bei dem Schritt überzeugt davon, dass Spielzeug auch ganz gut sein kann. Zumindest DAS Spielzeug, mit dem du trainiert hast.

Fehler Nr. 5: Es wird geworfen und geworfen….

Für viele Menschen ist das Werfen eines Balles DAS Hundespiel schlechthin. Dabei ist dauerndes Werfen in fast allen Fällen stressend für die Hunde. Häufig zeigen Hunde, dass sie nicht weiter spielen möchten, indem sie sich den Gegenstand nicht gerne abnehmen lassen. Sie fürchten einfach, dass er wieder geworfen wird.

Leider können sie oft nicht anders, als dann doch wieder hinterher zu rennen, und der Mensch glaubt, das macht ihm Spaß.

Großer Irrtum!

So machst du es besser:

Nach einem oder zwei Würfen darf dein Hund den Ball oder die Frisbeescheibe behalten und tragen. Falls er das nicht tun möchte, bekommt er im Tausch für das Loslassen ein Leckerchen. Ihr macht etwas anderes. Entspannung ist eine gute Idee, und zwar so, dass der Hund das Spielzeug sieht. So wird es „entknüpft“ von der Erregung, die das Rennen / Hetzen des Spielzeugs mit sich bringt. Damit hilfst du deinem Hund, nicht sofort aufgeregt zu werden, wenn er den Ball sieht.

Du kannst den Ball (oder sonstiges) auch verstecken. Suchspiele lieben die allermeisten Hunde sehr! Dabei geht die Erregung längst nicht so hoch wie beim Dauerwerfen, und die Nasenarbeit lastet den Hund artgerecht aus.

Viele Hunde lieben auch Zerrspiele mit ihrem Menschen. Dafür achtest du auf deine Körpersprache (siehe Fehler Nr. 1 und 2) und lässt dich mit dem Zerrspielzeug am besten „fangen“ von deinem Hund. Zerre nicht zu heftig, und achte auf den Nacken deines Hundes – nicht nach oben ziehen!  Selbst wenn der Hund sehr stark zerrt und schüttelt, antworte nicht in der gleichen Stärke. Übrigens darf dein Hund dabei knurren, denn das ist Spielknurren. 

Natürlich kann ein Hund auch ein Spielzeug verteidigen als seine Ressource, aber dann hast du ein anderes Problem, nämlich das des  Verteidigens von Ressourcen, und nicht das des nicht Spielens. Wenn du entdeckst, dass dein Hund sein Spielzeug verteidigt, lasse dir von einem guten Trainer zeigen , wie du damit umgehen kannst. Du lernst, wie du deinem Hund mehr Sicherheit gibst, so dass er keine Sorge vor Verlust haben muss.

Fehler Nr. 6: Im Spiel wird kommandiert

Menschen wollen immer gerne das Sagen haben. Also wird, kaum dass der Hund ein Spielzeug in den Fang nimmt, „Aus!“ gesagt, damit er es wieder loslässt. Oder es wird ein „Sitz!“ verlangt, bevor er es abgeben soll. Das ist kein Spiel, sondern Training. Dein Hund verbraucht dabei jede Menge Impulskontrolle, während du glaubst, dass er Spaß hat.

So machst du es besser:

Verstehe mich nicht falsch. Ich nutze Spiel auch im Training. Aber bewusst. Wenn ich einen Hund habe, der nicht gerne spielt, kann ich das noch gar nicht nutzen. Dann macht es mehr Sinn, erst einmal in Ruhe ein schönes Spiel aufzubauen, bei dem beide Spielpartner gleichberechtigt spielen miteinander. Verzichte dabei auf die üblichen Signale und hab einfach mal Spaß mit deinem Hund. Trainieren kannst du später immer noch!

BonusTipp: Ein Spiel richtig beenden

Nach dem Spiel darfst du dir noch ein wenig Zeit nehmen, und gemeinsam mit deinem Hund entspannen. Spielen ist schön, aber wenn etwas Schönes aufhört, tritt Frustration auf. Dagegen hilft es, die Erregung ein bisschen herunter zu fahren, und gemeinsam etwas ruhiger zu werden.

Setze dich entspannt hin, wenn du ihm Haus bist. Draußen geht das manchmal auch, wenn nicht, dann hocke dich neben deinen Hund.

Lässt er sich gerne durch Berührung entspannen? Dann nutze das und massiere ihn so wie er es mag. 

Ist dein Hund kein Streichelhund? Vielleicht hilft ihm dann die Berührung gar nicht. Gib ihm Futter auf den Boden, das er aufsammeln darf. Das entspannt die Nackenmuskulatur und fokussiert ihn ein wenig auf die Suche. Das Fressen beendet die aktive Spielphase und führt dazu, dass entspannende Stoffe im Körper ausgeschüttet werden.

Darum kann jeder Hund davon profitieren, auch die Streichelhunde.

Wenn du das Spiel immer auf diese Weise beendest, sorgst du dafür, dass weder du noch das Spielzeug nur mit Aufregung verknüpft ist. Außerdem hilfst du deinem Hund, nach dem Spiel wieder entspannt sein zu können.

 

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