Rund um die Schleppleine
Welches Material soll ich wählen?
Es gibt Schleppleinen in diversen Materialien, und welches man selbst am liebsten benutzt, ist eine sehr persönliche Sache. Darum gibt es da kein Richtig oder Falsch, sondern nur Vorteile und Nachteile. Diese erläutere ich im Folgenden:
Biothane – Vorteile
Die typischen gelben Biothane-Leinen kennt fast jeder. Sie sind unglaublich pflegeleicht, einfach abwischen und fertig. Sie leuchten wunderbar, so dass die Gefahr des versehentlichen darauf Tretens ziemlich unwahrscheinlich wird. Sie verknoten sich nicht.
Sie nehmen kein Wasser auf, und behalten daher auch bei Dauerregen ihr leichtes Gewicht. Sie haben gute Gleitfähigkeit, so dass der Hund sie leicht schleppen kann, und sie verheddern sich weniger leicht zwischen Baumstämmen & Co.
Es gibt auch die „Grippy“ – Version, die etwas weicher und griffiger ist. Mir gefällt sie sehr gut, und sie hat weniger stark den folgenden Nachteil (aber ich nehme bei Nässe trotzdem lieber eine andere Leine) :
Biothane – Nachteil
Wenn sie nass werden, glitschen sie mir durch die Hände, ich kann sie dann nicht gut halten. Ist möglicherweise ein eher persönliches Problem, viele stört das nicht.
Leder – Vorteile
Naturmaterial, allerdings nicht vegan.
Leder fühlt sich gut an in der Hand. Die typischen Fettlederleinen sind auch pflegeleicht, werden aber durch Wasser zunächst hart. Durch den weiteren Gebrauch werden sie aber genauso schnell wieder weich. Leder hat den Vorteil, auch in nassem Zustand griffig zu bleiben.
Leder – Nachteil
Leder saugt sich mit Wasser voll, und wird dadurch schwerer.
Gummiertes Nylon – Vorteile
Die neue Leine fühlt sich super an, und bleibt auch ziemlich griffig, selbst wenn der Gummi-Belag mit der Zeit verschwindet. Sie ist sehr leicht, und dadurch angenehm auch für den Hund. Sie trocknet schnell, wenn sie nass geworden ist, lässt sich einfach abwaschen, oder auch mal in die Waschmaschine werfen – in einem Wäschesack oder Kopfkissenbezug des Hundes ist der Karabiner geschützt.
Gummiertes Nylon – Nachteil
Wenn sie feucht und sandig ist, wird sie ziemlich gefährlich für die Hände – wenn sie durch die Hand gleitet, gibt es zumindest Schürfwunden oder durch die auftretende Hitze Brandblasen.
Nicht empfehlenswert:
Runde Nylonleinen, die es als Meterware in Baumärkten gibt. Uns sind diese Nylonschnüre empfohlen worden als Schleppleine, als unser Charly ein Welpe oder Junghund war. Diese Leinen lassen sich kaum sicher aufnehmen, ohne dass man Handschuhe trägt. Sie verursachen üble Verletzungen durch Schürfungen und die Erhitzung durch Reibung. Übrigens auch beim Hund, wenn es blöd kommt…
Welche Länge ist richtig?
Auch hier ist das persönliche Gefühl, aber auch der Hund ausschlaggebend. Auf jeden Fall macht es Sinn, sich nicht zu überfordern am Anfang, sondern lieber zunächst mit einer 5 m Leine zu beginnen, und dann mit der gesammelten Erfahrung die nächste Länge zu kaufen.
Außerdem kommt es darauf an, was genau du mit der Schleppleine trainieren oder erreichen möchtest.
Ich persönlich mag die 10 m Schleppleine am liebsten, und versuche gar nicht, eine längere zu benutzen. Die Gründe werden sicher im Verlauf des Artikels klar.
Breite
Die Breite der Leine hängt wie immer vom Gewicht des Hundes ab. Nicht zu vergessen ist auch die Größe des Karabiners. Ein zu großer Karabiner ist für einen zu kleinen Hund sicher unangenehm.
Wenn die Leine vom Hund tatsächlich „geschleppt“ wird, sollte sie auf jeden Fall so leicht wie möglich sein, also auch nicht zu breit. Notfalls zuerst mit einer breiteren üben, und dann am Ende eine schmalere nutzen, die der Hund leichter ziehen kann.
Was du niemals tun darfst
Befestige die Schleppleine niemals am Halsband!
Gefahr des Hängenbleibens an Wurzeln, Steinen, Bäumen, Sträuchern ist einfach zu groß. Aber auch das Reinrennen mit Schwung von hinten durch den Anlauf über die gesamte Leinenlänge kann zum Genickbruch führen!
Selbst wenn der Hund nicht gleich stirbt, so kann er dennoch verletzt werden an der Halswirbelsäule, den Organen, die dort im Hals sitzen (Kehlkopf, Schilddrüse). Verschiebungen an der Halswirbelsäule werden ebenso wie Verletzungen der Organe durchaus öfter festgestellt.
Wie halte ich die Schleppleine?
Grundsätzlich gibt es Leinen mit und ohne Handschlaufe. Ich persönlich bevorzuge die Schleppleinen ohne Handschlaufe. Denn wenn sie tatsächlich schleppen, verhaken sich die Handschlaufen schnell an Wurzeln oder hochstehenden Steinen usw..
Außerdem werden die Handschlaufen meistens so benutzt, dass es gefährlich werden kann, wenn ein körperlich überlegener Hund einmal richtig durchstartet, und der Mensch nicht darauf gefasst ist. Natürlich will jeder durch den Gebrauch einer Leine erreichen, dass der Hund gehalten werden kann, aber für mich hat die Gesundheit des Menschen immer Vorrang. Darum mag ich die Leinen ohne Handschlaufe und eine bestimmte Art, sie zu greifen:
Die Leine wird um den Daumen gelegt, so dass das Ende und die Länge der Leine gerade nebeneinander herunterhängen. Nun wird die Faust um diese beiden Leinen geschlossen. Startet der Hund unvermutet durch, könnte ich durch schlichtes Öffnen der Faust die Leine loslassen, anstatt darin hängen zu bleiben.
Für das weitere Handling brauche ich zwei Hände. Denn ich finde es besser, die Leine immer aufzunehmen, wenn der Hund nah bei mir ist, und dann wieder frei zu geben, wenn er wieder vor läuft. Ich selbst lege mir in die linke Hand die Schlaufen der Leine, und die rechte Hand macht den Rest. (Aufnehmen der Leine – Ablassen der Leine)
Durch die Hand gleiten lassen wäre auch eine Möglichkeit, die aber manchmal weh tut: Vorsicht Brandverletzungen bzw. Schürfwunden!
Natürlich kann man die Leine schleppen lassen, also gar nicht halten. Dann erfüllt sie den Zweck, dass man leichter auf die Leine und damit auf den Hund zugreifen kann, als wenn er ohne Leine läuft. Außerdem muss man nicht ganz bis zum Hund spurten, und mit der eigenen, meist unbewusst bedrohlichen Körpersprache den Hund anleinen, sondern nimmt ganz entspannt das Leinenende auf, ohne dem Hund zu nahe treten zu müssen.
Wo verwendet man die Schleppleine?
Nicht dort wo viele Menschen sind! Ich finde den Gebrauch von Schleppleinen in städtischen Parks nicht fair gegenüber den anderen Parkbesuchern. Abgesehen davon, dass es in den meisten Parks klare Regeln gibt, wie lang die Hundeleine sein darf…
Gut geeignet ist sie in der freien Natur, also auf Wiesenwegen, zwischen Feldern und im Wald. Manche Hunde müssen auch im Wasser gesichert sein, da kann die Schleppleine ebenfalls gute Dienste leisten. Im Wasser bitte darauf achten, dass der Hund nicht zu ins Wasser ragenden Ästen kommt, wo sich das Geschirr verhaken könnte. Notfalls muss der Halter dann nämlich selbst ins Wasser und den Hund retten…
Wann braucht man eine Schleppleine?
- Leinenzwang im Wald
- Absichern eines Junghundes
- erwachsener Hund mit Jagdleidenschaft
- wenn das Training noch läuft / noch nicht am Ziel ist
- Hilfe für Menschen, die eher unsicher sind
- Wenn der Hund eine Angstproblematik hat und flüchten würde – Dann bitte mit Sicherheitsgeschirr verwenden!
Training mit der Schleppleine
Eine Schleppleine simuliert Freilauf.
Hund kann gesichert lernen, und nicht zuletzt auch der Mensch. Ohne Angst, dass der Hund davonläuft.
Beispiele für Training an der Schleppleine:
- Rückruf, einfach oder doppelt
- Barrieremarkern, z.B. nicht in hohen Bewuchs gehen
- Stop-Signal
- an Wild – scan
- Hundebegegnungen
- …und vieles mehr.
Worauf du achten solltest beim Training
Ich unterscheide hier zwischen „Ernstfall“ mit großer Ablenkung, (also wenn du das Reh hüpfen siehst,) dann geht es nur darum, deinen Hund vom Hetzen abhalten zu können, und Training, wo es darum geht, zu üben in einem geschützten Rahmen.
Im Training gilt: Der Leinenzug soll nicht zu einem Teil des Signals werden! Darum immer auf lockere Leine achten. Karabiner liegt auf dem Hund, Leine wenn möglich ganz auf dem Boden, nur das Ende ist in der Hand, während du ein Signal abfragst. Damit gewährleistest du die größtmögliche Ähnlichkeit zu der späteren Situation mit schleppender Leine oder ganz im Freilauf.
Nachteile einer Schleppleine…
…und wie du sie verhindern kannst
Frustration kann auftreten, wenn Hund immer wieder an das Leinenende kommt, weil er schnell ist und einen großen Bewegungsdrang hat. Motivationsgerechte Belohnungen können Abhilfe schaffen, ebenso wie art- und typgerechte Beschäftigung. Wenn die Frustration dadurch nicht beseitigt werden kann, würde ich ggf. auf die Schleppleine noch verzichten, und so häufig wie möglich Freilauf in einem eingezäunten Bereich ermöglichen. Manche Hunde lernen das Gehen an der Leine besser an einer 3 m Leine, und steigen erst danach auf die Schleppleine um. Andere lieben es genau andersherum.
Gefahrenpotenzial Hund: wenn er doch mal auskommt, kann sich die Leine und das Geschirr verheddern im Wald.
Allerdings kommen die meisten Hund aus dem Geschirr heraus, wenn es nötig ist.
Gefahrenpotenzial Mensch: Verletzungsgefahr an den Händen bei unkorrektem Griff, aber auch möglich bei normalem Handling. Besonders ein großer Hund hat enorme Kräfte, und kann seinen Menschen von den Füßen holen.
Vorsicht also bei winterlicher Glätte, bei nassem Laub, und generell bergab. Leine immer korrekt halten, so dass die Hand sofort loslassen könnte bei Verletzungsgefahr.
Bergab Leine kurz nehmen, denn das Bremsen ist für den Zweibeiner viel schwieriger wenn es bergab geht.
Bäume
Im Wald gibt es manchmal Bäume… und um diese kann sich die Schleppleine herumlegen, wenn der Hund zwischen den Bäumen Zickzack läuft.
Ich habe mit meinen Hunden frühzeitig geübt, bei Laternenpfählen und einzelnen Straßenbäumen die (kurze) Leine selbst zu „entwirren“, also selbst wieder zurück zu laufen.
Manchmal muss ich in schwierigen Fällen (Schleppleine) mit dem Handtouch nachhelfen.
Dazu passt auch, den Hund zu belohnen, wenn er auf dem Weg läuft. Das muss jetzt nicht bedeuten, dass ich 2 km lang jeden Schritt ein Leckerchen werfe, sondern dass ich genau dann ein Signal gebe, das positiv aufgebaut wurde, wenn mein Hund brav auf dem Weg läuft, und nicht, wenn er gerade auf Abwegen ist.
Leine aufräumen
Der kleine Trick, wie man die Leine schnell und einfach so aufräumt, dass sie vor dem nächsten Gebrauch nicht mühsam entwirrt werden muss, kann nur im Video erklärt werden. Wenn du magst, dann schau hier:
https://www.facebook.com/Haas.HundetrainingHersbruck/videos/2065550097049006/
Wenn du nicht das ganze Video anschauen möchtest, gehe ganz ans Ende, dort findest du meine Anleitung zum Aufräumen der Leine.
_________
Lass uns gemeinsam Großartiges erreichen – beginne deine Reise