Weihnachten naht mit großen Schritten, und du stellst gerade fest, dass du nicht nur kochen, backen, putzen und aufräumen musst, sondern außerdem noch eine Lösung für deinen Hund her muss – und zwar schnell!! In drei Tagen kommt Tante Erna und ihre Sippe und dein Hund HASST Besucher. Was nun?
Ein ehrliches Wort
Jetzt ist es zu spät. Du kannst in der kurzen Zeit nicht mehr so trainieren, dass das Problem plötzlich verschwindet. Hast du das erwartet?
Sorry. Training dauert immer eine Zeit, sonst könnte ich für die eine Stunde, die es braucht, 3000 € bekommen, denn das wäre eine Wundertat. 🪄✨
Es kostet Zeit, einen guten Plan und persönlichen Einsatz, wenn du möchtest, dass dein bisher aggressiver, ängstlicher oder einfach lauter und vielleicht aufdringlicher Hund zu einem mit fremden Besuchern freundlich und entspannt umgehender Hund wird.
Oh. Und nun?
Don`t shoot the dog. Erschieße jetzt nicht deinen Hund…
Denke als erstes mal daran, dass in ziemlich genau 52 Wochen schon wieder Weihnachten ist. Es wird dasselbe sein wie dieses Jahr, wenn du nicht innerhalb dieser 52 Wochen in die Puschen kommst, und etwas tust. Nennt sich Training.
„Wir überschätzen, was wir an einem Tag schaffen, und wir unterschätzen, was wir in einem Jahr schaffen.“
Wenn du JETZT beginnst, mit deinem Hund zu trainieren, wirst du nächstes Jahr das Besucherproblem nicht mehr haben.
Für dieses Jahr: Management
Dieses Jahr hast du noch die Möglichkeit, dir einen Management-Plan zurecht zu legen.
Was ist Management?
Management sind Maßnahmen, die nicht direkt zu einem sinnvollen Lernvorgang beitragen, aber die Situation für alle Beteiligten erträglich gestalten.
Dies können ganz viele verschiedene, kleine Mosaiksteinchen sein. Jetzt für jeden den genau passenden Stein oder das für dich, deinen Hund und deine Besucher passende Muster zu finden, ist hier in diesem Rahmen natürlich nicht möglich.
Ich möchte dir dennoch einige Anregungen mitgeben, so dass du vielleicht selbst kreativ werden kannst und dir und deinem Hund ein passendes Management zusammenstellen kannst.
Ein sicherer Platz
Dein Hund sollte einen sicheren Platz als Rückzugsort haben. Wenn dein Hund gar nicht im selben Raum mit euch zusammen sein kann, wäre es möglicherweise ein vollkommen neuer Ort für deinen Hund, denn normalerweise ist er (hoffentlich) mit euch im Wohnzimmer zusammen.
Stelle sein Hundebett, seine Box oder was immer er hat in einem ruhigen Raum auf, der von niemandem betreten wird außer von seiner Kernfamilie, die er gut kennt.
Stelle unbedingt einen Napf mit frischem Wasser dazu, Kausachen, Spielzeug oder etwas zum Beschäftigen, wie ein gefüllter Kong. Beginne, diesen Platz so früh wie möglich zu aktivieren und mit guten Erfahrungen und Ruhe zu verbinden. Nutze dafür gerne konditionierte Entspannungssignale, falls du die schon aufgebaut hast, oder einfach Entspannungsmusik.
Für manche Hunde ist das eine erlösende Möglichkeit, wenn sie nicht dabei sein müssen, und diese Hunde fühlen sich auch relativ wohl in so einem separaten Raum. Natürlich muss er ganz normal zum Gassi und zum Lösen rausgebracht und Spazieren geführt werden. Die gewohnten Routinen sollten so gut es geht beibehalten werden, also Gassi, Fütterung, Spielzeit, Kuschelzeit…
Es kann vielleicht öfter ein Familienmitglied zum Hund gehen, um sich ruhig dazu zu setzen oder zu legen, so dass der Hund Kontaktliegen kann oder einfach mal gestreichelt und beachtet wird.
An der Leine dabei sein
Für manche Hunde ist es einfacher, wenn sie zwar dabei sind, aber sicherheitshalber an Geschirr und Leine. Dies ist vor allem für Hunde der Fall, die nur überschwänglich sind, oder zu groß und zu wild für kleine Kinder oder ältere Menschen, die zu Besuch kommen.
Bedenke auch, dass es Menschen gibt, die einfach Angst haben vor Hunden, auch diese freuen sich, wenn der Hund angeleint ist.
Natürlich ist das für deinen Hund eine enorme Einschränkung, und du tust gut daran, wenn du ihn dafür ordentlich belohnst, wenn er ruhig neben dir bleibt.
Hierfür ist es wichtig, klare Rollen zu verteilen. Wenn du die Mutter einer großen Familie bist, kannst du nicht zugleich die perfekte Gastgeberin sein und auf deinen Hund achten. Einer übernimmt jeweils die Aufgabe, den Hund zu betreuen, und die anderen helfen beim Tischdecken und allen anderen Aufgaben. Ihr könnt gerne durchwechseln, so dass der Hund nach einer gewissen Zeit von deinem Partner/Partnerin betreut wird, und du die Gastgeberrolle übernimmst. Sprecht euch da einfach gut ab, so dass keine unausgesprochenen Erwartungen im Raum stehen.
Weitere Sicherung
Wenn es sich um einen Hund handelt, der mit ernster Verletzungsabsicht aggressiv auf Besucher reagiert, macht eine Sicherung mit einem Maulkorb Sinn. Aber bitte auch hier: Der AUFBAU dauert einige Tage oder Wochen, jetzt einfach Mauli drauf und denken, dann passt alles ist KEINE GUTE IDEE!
Ganz wichtig auch in diesem Zusammenhang: Schütze dann diesen Hund vor deinen Verwandten und Freunden, die es (wie meistens jedenfalls) alles viel besser wissen, wie der Hund zu behandeln sei und sich als „Hundeprofi“ versuchen.
❌ Nein, dein Hund muss sich nicht von jedem anfassen lassen.
❌ Nein, dein Hund gewöhnt sich nicht dadurch an Besuch, dass er total überfordert wird.
Baue notfalls ein Kindergitter auf, falls eins auf die Schnelle aufzutreiben ist, und baue deinem Hund darin seine sichere Zone auf, der niemand einfach so näher kommt.
Sei deutlich, wenn es jemand versucht!! Lerne hier unbedingt Grenzen zu setzen – den Menschen!!
Pausen geben
Hunde, die dabei sein können, brauchen vermutlich nach einiger Zeit des Trubels auch wieder Ruhe, und freuen sich dann auf einen stillen, ruhigen Raum. Oder er macht ein ausgiebiges Gassi mit einem oder zwei Familienmitgliedern durch Wald und Feld.
Bedenke, dass die ganze Situation für alle eine hohe Belastung ist, Du bist selbst vermutlich äußerst gestresst. Die anderen vielleicht auch, und dein Hund? Natürlich erst recht.
Gib dir ebenfalls irgendwie eine Pause, wenn du sie brauchst. Vielleicht bist du diejenige, die einfach mal für ein Stündchen verschwindet mit Bello, um wieder zu dir zu kommen, bevor es mit dem nächsten Essen weitergeht.
Erklären und um Mitarbeit werben
Wenn du schon ahnst, dass es beim Thema Hundeerziehung zu Diskussionen kommen kann, solltest du diesem Thema in der Planung ausreichend Aufmerksamkeit schenken. Du kannst bereits im Vorfeld mit deinem Besuch bestimmte Regeln aufstellen, zum Beispiel, dass dein Hund nicht angefasst wird, egal was passiert.
Und dass du keine Tipps möchtest zur Erziehung.
Und dass du den Hund anleinen wirst, damit es deinen Besuchern gut geht. Das ist Rücksichtnahme, und du darfst erwarten, dass sich die Besucher nun auch rücksichtsvoll verhalten und deine Regeln akzeptieren. Bitte sie darum.
In die Zukunft denken
Erkläre ihnen gerne, dass du im neuen Jahr das Besucherproblem angehen möchtest, und nimm es dir ernsthaft vor. Übrigens: Die meisten Hunde, die mit Besuch Probleme haben, haben auch draußen mit Menschen (oder manchen Menschen) ein Problem.
Du beginnst dein Training optimal auf deinem Gassi.
Wenn du deinem Besuch erklärst, dass es nächstes Jahr Weihnachten schon viel entspannter sein wird, sind sie vielleicht besänftigt und finden das Bellen und die eventuelle Unruhe deines Hundes weniger belastend.
Grundsätzlich hilft es immer, sich in das Gegenüber hineinzuversetzen, und verständnisvoll zu reagieren, egal was dir entgegen gebracht wird. Nimm es nicht persönlich, Lächle und sage was Nettes. Das ist die stärkste Waffe…♥️
Viel Erfolg und frohe und entspannte Feiertage!