Stressendes Bellen abtrainieren
Bellen ist eines der häufigsten Probleme, das Hundehalter mit ihrem Hund verändern möchten. Warum? Weil es uns stresst. Der Lärmpegel ist ja oft nicht unerheblich.
Hunde bellen in vielen Situationen.
Zum Beispiel:
- am Fenster
- bei Geräuschen
- bei Begegnungen mit Hunden, Menschen oder Gegenständen
- bei Begrüßungen
- bei egal welcher Aufregung
Hier erfährst du alles darüber, wie du stressendes Bellen abtrainieren kannst.
Warum macht der das?
Das kommt drauf an, worum es geht. Aber grundsätzlich will dich dein Hund mit seinem Bellen auf das aufmerksam machen, was ihn bewegt. Er will dir mitteilen, was er sieht oder hört. Vielleicht warnt er dich vor vermeintlicher Gefahr. Oder er sagt dir, dass etwas Großartiges geschehen wird, wenn zum Beispiel dein Partner wieder nach Hause kommt.
Dein Hund plaudert mit dir über seine Gefühle. Je nachdem, wie er bellt, kannst du vielleicht schon erkennen, ob er aggressiv gestimmt ist oder sich freut, oder ob er einfach nur Bescheid sagt.
Frustration führt auch häufig zu kräftigem Bellen. Viele kennen das, wenn der Ball nicht schnell genug geworfen wird, oder unter dem Sofa verschwunden ist. Auch unklare Trainingssignale können zu Frustration führen. Denn dein Hund weiß dann nicht, was du möchtest von ihm. Bellen verschafft ihm Luft und gibt dir die Information, dass du etwas ändern solltest, weil er dich so nicht versteht.
Warum macht er es ganz sicher nicht?
Um dich zu ärgern bellt dein Hund ganz sicher nicht. Das kann ich dir versprechen.
Es ist möglich, dass es sich für ihn lohnt, zu bellen, vielleicht weil du ihm dafür Aufmerksamkeit gibst, die er sonst nicht bekommen hätte.
Das kann auch Schimpfen sein. Denn gemeinsam etwas zu vertreiben macht sicher ein besseres Gefühl als ganz alleine mit dem Bedrohlichen fertig werden zu müssen. Und woher soll dein Hund begreifen, dass du mit ihm schimpfst und nicht genau wie er, den Eindringling oder die näher kommende Bedrohung meinst, die er hört oder sieht?
Darum hilft Strafe nicht
Das ist der Grund, warum Strafe hier (wie so oft) nicht hilfreich ist. Dein Hund zeigt ganz normales Hundeverhalten, und kann absolut nicht den Zusammenhang sehen zwischen seinem Verhalten und der Strafe. Statt dessen wird eine Verknüpfung der Bedrohung oder der Situation mit der Strafe hergestellt.
Wozu führt das? Ganz klar zu noch mehr Bellen. Denn dadurch, dass du selbst auch noch ein Unsicherheitsfaktor bist in der Situation, wird die Aufregung noch höher als sowieso schon. Hohe Erregung führt häufig zu unerwünschtem Verhalten.
Dein Hund erfährt keine Unterstützung von dir, sondern erlebt das Gegenteil. Die Situation wird noch schwieriger für ihn. Er wird beim nächsten Mal noch heftiger bellen und noch aggressiver reagieren.
Dein Hund ist verunsichert
Denke immer daran, dass dein Hund verunsichert ist durch das, was er sieht. Er tut das, was er glaubt, dass es richtig sei. Es ist die Lösung, die ihm bisher geholfen hat.
Beispiel Postbote. Der kommt, Hund bellt, und verjagt erfolgreich den Postzusteller. Diese Erfahrungen sind es, die das Bellen belohnen. Dein Hund denkt, dass sein Bellen das Verschwinden hervorgerufen hat. Das Verschwinden des Postzustellers ist der Verstärker für sein Bellen. Das Bellen hat seine Funktion erreicht und ist durch den „funktionalen Verstärker“ belohnt worden.
Genauso verhält es sich bei Begegnungen draußen. Der bedrohliche Mensch oder der hundliche Widersacher verschwinden ziemlich schnell, je mehr sich dein Hund ins Zeug legt. Ordentlich kläffen, in die Leine springen, richtig einen auf Macho oder Zicke machen klappt hervorragend. Endlich sorgt sogar die Bezugsperson für mehr Abstand, die sonst immer ganz dicht an die anderen herangegangen ist.
Leinenrucke, Schimpfen, Leine ganz kurz nehmen und vorbei zerren sind nur unangenehme Dinge, die die gesamte Situation noch verschärfen. Der Hund fühlt sich noch mehr bedroht in seiner Sicherheit und wird das nächste Mal noch stärker, schneller oder länger reagieren.
Hilf deinem Hund!
Statt dessen hilft es dir, wenn du deinem Hund hilfst, die Situation als kontrollierbar zu erfahren. Er soll lernen, dass es ihm gut geht, obwohl er eine Bedrohung kommen sieht. Du kannst ihm zeigen, dass du die vermeintliche Bedrohung auch siehst, und dass du sie als nicht gefährlich einstufst. Klingt gut, oder? Aber wie gelingt das?
- Sorge dafür, dass du deinem Hund nicht auch noch zusätzlichen Schaden zufügst. Unterlasse sämtliche strafenden Maßnahmen.
- Füge etwas Gutes in der Situation hinzu.
- Reagiere verlässlich.
- Nutze dein Markersignal, um gutes Verhalten einzufangen und passende Belohnungen, um das Verhalten zu verstärken.
- Trainiere zuerst mit relativ leichten Reizen, und nimm immer schwierigere Reize in dein Training hinzu.
- Zerlege den Weg zum Ziel in kleine Schritte, so dass dein Hund immer erfolgreich ist, also richtiges Verhalten zeigen kann.
Welche Trainingstechniken stehen hinter diesem Vorgehen?
Strafe weglassen
Strafe zu unterlassen ist alleine noch keine Technik und genügt nicht, um alles gut zu machen. Es ist auch wichtig zu wissen, dass manche Hunde, die bereits sehr aggressiv reagiert haben, durch das Weglassen der Strafe noch heftiger reagieren können. Allerdings habe ich bisher nur das Gegenteil erlebt mit meinen Kundenhunden.
Klassische Gegenkonditionierung
Das liegt aber vielleicht auch daran, dass ich ja nicht nur Strafe weglasse, sondern Gutes hinzu füge. Das nennen wir die „Klassische Gegenkonditionierung“. Konditionierung ist eine Verknüpfung, und die Gegenkonditionierung löst eine vorher gemachte Verknüpfung auf, um eine neue (Gegen-) Verknüpfung zu erstellen.
Bei dieser Technik spielen die Gefühle die wichtigste Rolle. Zuvor fühlte sich dein Hund bedroht und alleine gelassen. Jetzt soll er lernen, sich wohl zu fühlen, obwohl eine vermeintliche Bedrohung erscheint. Was passiert? Dein Hund wird sich immer weniger bedroht fühlen, und immer gelassener reagieren können.
Operante Gegenkonditionierung
Die klassische Gegenkonditionierung ändert also die Gefühle. Nun wollen wir auch das Verhalten verändern. Das nennen wir die „Operante Gegenkonditionierung“.
Diese Verhaltensänderung kann erst dann richtig starten, wenn der Hund nicht mehr ganz so aufgeregt ist, sich schon ein wenig wohler fühlt, während er den Reiz sieht oder hört.
Denn dann wird die Zeit, die zwischen der Wahrnehmung der „Bedrohung“ und der Reaktion des Hundes liegt, ein bisschen größer.
Nun können wir beginnen, gutes Verhalten mit dem Markersignal einzufangen. Das bedeutet, dass wir gar nicht warten, bis unerwünschtes Verhalten beginnt, sondern wir belohnen die winzigen Momente, in denen unser Hund gutes, ruhiges Verhalten zeigt.
Durch die Klassische Gegenkonditionierung konnte er sich ja schon daran gewöhnen, dass gute Dinge geschehen, wenn der Reiz wahrnehmbar ist. Darum ist er jetzt viel eher bereit, das Gute anzunehmen, dass du ihm als Verstärker für das erwünschte Verhalten anbietest.
Natürlich festigt sich auch sein gutes Gefühl weiterhin, während du bereits am Verhalten trainierst. Wir können die Klassische und die Operante Konditionierung nicht klar von einander trennen, sondern beide treten meistens gemeinsam auf.
Kleinschrittigkeit
Warum erwähne ich in jedem Blogpost dieses kleinschrittige Vorgehen? Was ist daran so toll, möglichst kleine Schritte zu machen? Käme man nicht viel schneller vorwärts mit „Sieben-Meilen-Stiefeln“?
Wenn du sehr gut bist im Training, wirst du mit an den Hund angepassten kleinen Schritten am schnellsten vorwärts kommen. Wenn du noch nicht so geübt bist, ist es noch wichtiger, in kleinen Schritten zu trainieren. Vielleicht hast du schon erlebt, dass du etwas probiert hast, und nach kurzer Zeit merktest du, dass du dein Ziel nicht erreichst. Dein Hund hat nicht verstanden, was er tu soll, und dir ist das gesamte Training aus der Hand entglitten.
Das liegt fast nie an der Methode, sondern an der Ausführung. Meistens erwarten Hundehalter viel zu viel auf einmal von ihrem Hund. Sie steigern zwei Kriterien, sie lassen eine ganze Stufe des Trainings komplett aus, sie trainieren zu viel auf einmal…
Wer sich darin übt, ein Trainingsziel in kleine Teilziele zu unterteilen, merkt wie schnell Hunde eigentlich lernen können. Es hängt meistens vom Menschen ab, ob der Hund „ein Schnelllerner“ ist oder „ein Langsamlerner“.
Bonus: Zeigen und Benennen
Wenn dein Hund den Reiz, der ihn zuvor zum Bellen gebracht hat, durch dein Training 5 Sekunden lang ruhig anschauen kann, ohne zu bellen, dann kannst du noch ein schönes Trainingstool aufbauen: Zeigen und Benennen.
Den Titel kann man unterschiedlich interpretieren: Einmal kann man sagen, der Hund zeigt, dass er etwas sieht, und du sagst, wie das heißt, und machst anschließend das, was du immer tust, nämlich Marker und Belohnung geben.
Damit bekommt dein Hund eine oder sogar mehrere Informationen. Er erfährt, dass du es auch gesehen hast. Er lernt, wie das Wort dafür heißt. Er hört das Markersignal und weiß, dass er in Sicherheit ist, und dass jetzt Gutes folgt.
Auf diese Weise bist du das geworden, was viele gerne sein möchten, aber häufig ganz andere Verhalten damit verbinden: Ein guter Anführer für deinen Hund.
Jetzt kann er sich mit dir zusammen sicher fühlen. Er weiß, dass du ihn unterstützt, dass es gute Dinge gibt, und du dafür sorgst, dass nichts Schlimmes passiert.
Wenn ihr das einige Male geübt habt, kann das Zeigen auch so interpretiert werden, dass du deinem Hund etwas zeigst. Zum Beispiel kannst du durch die Information:“Fiffi, da kommt ein Hund!“ deinen Hund auf eine Hundebegegnung von hinten vorbereiten. Dadurch erschrickt er nicht, wenn sich der Hund unbemerkt annähert und plötzlich mit der Nase an seinem Po hängt.
Bindungsstärkend
Diese Art von Training ist ausgesprochen Bindungsstärkend. Du möchtest dich auf deinen Hund verlassen können? Dann sei du selbst ein verlässlicher Partner für deinen Hund. Warum sollte er auf dich hören, wenn er hauptsächlich oder immer mal wieder Unangenehmes von dir zu erwarten hat?
Außerdem macht es großen Spaß, wenn man mit seinem Hund auf so eine nette Art kommunizieren kann. Wer einmal angefangen hat mit der positiven Verstärkung beginnt meistens damit, diese Denkweise auch im übrigen Leben zu integrieren.
Kurz gesagt, das Training macht glücklich. Im Leben mit Hund und darüber hinaus. Sogar stressendes Bellen abtrainieren macht Spaß, wenn du dich dafür öffnest.
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15 Antworten
Hallo, eine tolle Seite haben sie , sehr informativ.
Ich habe gerade das von Ihnen beschriebene problem mit meinem 5 monate alten Welpen.
Ist des gut ihm in der Situation so viele Informationen zukommen zu lassen? Ich lese immer wieder man soll den hund nicht zureden, weil er dann erschlagen sei, von Worten die er nicht versteht…
wie ist ihre Meinung dazu…
Danke und viele Grüße von kati
Hallo Kati, vielen Dank für die Frage.
Das Zeigen & Benennen ist nur eine Technik von vielen, um unerwünschtes Bellen zu bearbeiten. Ich würde mit Deinem Hund zuerst die anderen Strategien nutzen, darunter auch ein Entspannungswort.
Zeigen und Benennen macht durchaus Sinn, aber erst dann, wenn dein junger Hund schon einigermaßen entspannt den Reiz anschauen kann, ohne zu bellen.
Wenn es sich um Lärm im Haus handelt, könntest Du als Wort „Lärm“ nehmen, um Deinem Hund zu sagen, dass Du es auch hörst. Klar versteht er die Worte nicht, aber wenn wir Worte nutzen, die für uns Sinn machen, versteht der Hund unsere authentische Körpersprache besser, und darüber auch das Wort – mindestens im Sinne einer Emotion.
Hunde können teilweise Worte sehr schnell lernen, das merken wir, wenn wir Worte nutzen, die für unsere Hunde relevant sind…bestimmte, häufig genutzte Worte für Futter, Bezugspersonen, Gegenstände (Ball).oder das Wort Katze..
Das Markerwort wird auch von Welpen in kurzer Zeit als Ankündigung von Belohnungen verstanden. Ich glaube, dass wir einerseits Hunde überfordern und andererseits unterschätzen. Aber das ist eine längere Diskussion. 😁
Jedes Werkzeug im Training ist ein Puzzleteil, und kein einzelnes Allheil-Mittel. Und du darfst Dir gerne die Dinge herauspicken, die Dich am meisten ansprechen.
Falls Du weitere Fragen hast, melde Dich gerne.
Liebe Grüße
Bettina
Meine Lisa. 8 Jahre, bellt bei jedem Geräusch und jeder Bewegung. Sie ist von Anfang an ängstlich gewesen. Jedes Lebewesen ist Feind für sie, uns wurde mal gesagt, wir seien ihr Besitz, wie ihr Futter. Ich wüsste nicht wo ich da anfangen könnte um irgendwas ins Positive zu bewegen. Ich dachte daran Zuhause zum Beispiel sie aus dem Zimmer zu schicken, damit sie verstehen lernt das ich ihr Gekläffe nicht akzeptiere. Lt. Ihrer Aussage wäre das aber Bestrafung…. positiv Bestärken wüsste ich nicht für was oder wofür
Hallo Ulrike,
Danke für die Frage. Ich verstehe Dich gut, es ist nicht leicht, den Einstieg alleine zu finden in die positive Verstärkung. Ich möchte Dich gerne ein bisschen challengen.
Du sagst, Dein Hund hat Angst. Wie fühlt sich Angst an? Kein schönes Gefühl.
Hilft es uns wenn wir Angst haben, wenn eine Bezugsperson die Angst komplett ignoriert oder uns rausschickt, wenn wir von der Angst sprechen?
Wohl eher nicht. Uns würde es helfen, Unterstützung zu bekommen.
Soziale Unterstützung bedeutet nicht, dass wir den Hund aufdringlich betüdeln müssen. Das führt oft zu noch mehr Angst, weil wir das oft körpersprachlich nicht optimal machen.
Aber dem Hund ind er Situation helfen, sich sicher zu fühlen, ist eine gute Idee.
Insofern geht es am Anfang vor allem um das Gefühl, weniger um das Verhalten.
Bellen ist unerwünschtes Verhalten, aber solange die Angst da ist, wirst Du das Bellen nicht weg bekommen. Beseitige zuerst die Angst.
Trainiere dann über positive Verstärkung ein neues Verhalten.
Dafür musst Du vor allem ein verlässlicher, souveräner und ausgesprochen freundlicher Sozialpartner sein für Lisa.
Nun mein bester Tipp:
Wenn Lisa immer noch relativ häufig Angst hat, in verschiedenen Situationen, lasse Dir bitte von einer guten Trainerin/Trainer vor Ort im Einzeltraining helfen.
Wenn Du möchtest, kann ich Dir auch Adressen finden helfen.
Macht das für Dich Sinn, was ich geschrieben habe?
Liebe Grüße
Bettina
Hallo, meine rum.Hündin ist8Monate und bellt bei jedem der auch in der Wohnung die Treppe runterkommt. Ich habe nicht ganz verstanden, was positives hinzufügen heisst. Also ich soll nicht mehr “nein“sagen oder sie auf ihren Platz führen, aber was genau soll ich stattdessen tun? Also wie sieht der Zwischenschritt konkret aus,bevor ich das Ruhigsein belohnen kann?
Liebe Grüsse
Sandra
Hallo Sandra,
Du kannst Deiner Hündin einfach Leckerchen geben, sobald sie jemanden die Treppe gehen hört. Noch besser funktioniert das Training mit einem Markersignal.
Es ist manchmal nicht ganz einfach, durch theoretische Tipps das Training richtig durchzuführen – manchmal macht es Sinn, sich doch eine Trainer*in dazu zu holen.
Nein sagen nützt nichts, weil der Hund a) gar nicht versteht was das heißt, b) nicht lernt, was er statt dessen tun kann, und c) ja nicht aus Spaß bellt, sondern sich vermutlich unwohl/bedroht fühlt und nach Unterstützung fragt mit dem Bellen.
Wenn man sich einen richtigen Plan macht, wie man vorgeht, macht das Ganze noch mehr Sinn.
Zuerst am Gefühl arbeiten – es passiert immer Gutes, wenn jemand die Treppe geht. Einfach so, unabhängig von dem Verhalten Deiner Hündin.
Dann kannst Du schon gutes Verhalten markieren und belohnen.
Und dann ein Alternativverhalten aufbauen, also etwas, was sie statt bellen tun kann, um sich sicher zu fühlen wenn jemand die Treppe geht.
Auch das alternative Verhalten wird belohnt. So lernt der Hund, dass das Treppengeräusch nichts Schlimmes bedeutet, dass er sich sicher fühlen darf und was er tun kann.
Hoffe das hilft?
Liebe Grüße
Bettina
Hallo, vielen Dank für die tollen Tipps. Meine 3 jährige Terrier Hündin, bellt immer, wenn ich mit anderen Menschen oder Tieren agiere. Sehr laut und ohne Ende. Ist es dort auch ratsam mit positiven Verstärkern zu arbeiten?
Herzlichen Dank
Hallo Andrea,
ja, auf jeden Fall – positive Verstärkung eignet sich für jede Situation.
Ich weiß jetzt ja nicht, in welchem Zusammenhang die beschriebene Situation auftritt – aber ich würde die Hündin tatsächlich bewusst trainieren, dass sie es aushalten lernt über positive Verstärkung.
Am Anfang bedeutet das, dass man nur in Richtung eines Menschen oder Tieres geht, sofort markiert und zum Hund geht um ihn zu belohnen. Kleinschrittig kann das dann nach und nach ausgeweitet werden.
Dabei kann man immer denken: Es soll der Hündin gut gehen, obwohl es gerade nicht um sie geht und sie warten soll.
Und: Wir stellen lauter kleine Fragen. „Kannst Du schon ruhig sein, wenn ich …. ?“ Und die Antwort des Hundes sollte möglichst immer „JA“ sein. Dass die Hündin immer Ja sagen kann, wird durch Euer kleinschrittiges Training bewirkt.
Hoffe das hilft?
Liebe Grüße
Bettina
Hallo Bettina!
Unsere Lina ist eine 5-jährige, altdeutsche Schäferhündin. Sie bellt leider auch sehr viel, was für unsere Nachbarn und auch uns sehr „anstrengend“ ist, vor allem, wenn sie im Garten ist. Ca 100m Luftlinie ist ein Spazierweg, wo viele Leute eben auch mit Hund unterwegs sind. Dann ist sie am Zaun und bellt, was das Zeug hält. Bisher haben wir sie dann zurückgerufen und rein geholt. Würden das aber gerne ändern. Was bitte rätst Du uns?
Liebe Grüße und schon mal Dankeschön!
Alex
Hallo Alex,
danke für die spannende Frage.
Frage Dich mal Folgendes: Was genau erwartest Du von einem Wach-und Hütehund, wenn er alleine im Garten ist?
Alle Anstrengungen wurde über hunderte oder gar tausende von Jahren unternommen, um einen „funktionierenden“ Wachhund und Hütehund zu bekommen. Alle Gene sind auf diese Verhalten ausgelegt.
Wenn Du Deinen Hund alleine im Garten sich selbst überlässt, ist ihr klarer Gedanke: „Ich soll das Haus bewachen! Ich soll jede Bewegung melden!“
Wir Menschen haben oft absurde Vorstellungen davon, was einen Hund glücklich macht. Eine davon ist: Im Garten sein.
Lina wäre glücklich, wenn sie mit euch im Garten spielen könnte. Wenn ihr dabei seid, um ihr freundlich und fair zu zeigen, dass die Bewegungen draußen nicht gefährlich sind, und sie gar nichts tun muss (was möglicherweise ein längeres Training benötigt, wie gesagt wegen der Gene…).
Hunde möchten zwar draußen sein, aber nicht gerne alleine. Viel lieber sind sie in Gemeinschaft ihrer Menschen.
Was würde ich also machen?
1. Mich mit Lina im Garten beschäftigen, Suchspiele, Zerrspiele, Training, oder auch gemeinsam ausruhen.
2. Trainieren, dass die „Reize“ (also Menschen, Hunde & Co.) für Lina nicht beängstigend sind, sondern positiv bewertet werden.
3. Eine Alternative für Bellen trainieren. Etwas, was Lina tun kann, wenn sie wieder etwas gesehen hat.
4. Auch auf dem Gassi genau hinschauen, und Lina bei Begegnungen mit positivem Training helfen, Reize positiv zu bewerten und die Begegnung zu mögen.
Wenn Du dabei Hilfe benötigst, melde Dich gerne per E-Mail bei mir. (info@bettina-haas.com) Wir können auch online miteinander trainieren.
Herzliche Grüße
Bettina
Hallo, meine Müschkingshündin Emmy (9 M) ist extrem aufgedreht, sobald sie in neuen oder ungewohnten Situationen ist. Dann ist sie extrem schnell gefrustet und bellt. Das Paradebeispiel ist die Hundeschule. Sobald wir ankommen und sie viele Menschen mit ihren Hunden sieht wird gebellt was das Zeug hält. Manchmal mit wedelndem Schwanz, weil sie Hallo sagen will. Manchmal eher angespannt, wenn sich z. B. jemand Fremdes der Gruppe nähert. Ab und zu auch weil nichts passiert ind sie warten muss und ungeduldig wird. Oftmals steigert sie sich bis ins unermessliche rein und lässt sich kaum beruhigen. Nur wenn man die Situation verlässt. Meinen Sie durch die ständige Konfrontation mit solchen Situationen in der Hundeschule wird das Verhalten verstärkt, da sie im Moment die Kompetenzen noch nicht hat, sich anders also ruhig zu verhalten? Sollte ich vorerst die Hundeschule in der Gruppe meiden? Danke für Ihre Einschätzung! LG Daline
Hallo Daline,
ja, ich vermute, dass die Hundeschule momentan eine Überforderung darstellt. Emmy ist im Junghundealter, wo die Hormone und andere Stoffe im Körper dafür sorgen, dass die Stressachse sehr schnell angesprochen wird, also Stress schon durch Kleinigkeiten ausgelöst werden kann. Gerade wenn die Gruppe sehr groß ist, führt das bei vielen Hunden schnell zu einer Überforderung, weil sie sich nicht auf alle Hunde zugleich einlassen können. Manchmal hängt es auch von den dort ausgeübten Übungen ab, die die Hunde zusätzlich überfordern können. Ich zeige meinen Kunden, dass sie ihre Hunde belohnen, wenn sie warten müssen. Dann lohnt sich gutes Verhalten, also ruhiges Warten. Das wiederum führt zu Zufriedenheit und weniger Stress. Und es kostet nur ein wenig Aufmerksamkeit des Menschen und ein paar Leckerchen. Das mal so als Beispiel. Ich habe Stress und Frustration immer im Auge, und versuche, beides so gering wie möglich zu halten im Training. Dann ist eine kleine Gruppe auch gut für viele Hunde. Klein: vielleicht 3-4 Teams. 6 Teams geht für manche auch noch gut, aber alles was drüber ist, stellt häufig auch für die Menschen einen Stressor dar.
Auf jeden Fall empfehle ich, separat mit Emmy zu arbeiten und die Hundeschule für eine Zeit wegzulassen. Übe an den Reizen, mit denen sie Schwierigkeiten hat (Hunde, Menschen,…), so dass sie sich damit wohler fühlt und Alternative Verhalten kennt, um damit gut klar zu kommen.
Ein wichtiges Tool könnte für euch das Entspannungstraining sein – der Aufbau eines Entspannungswortes zum Beispiel. Mein kleiner Minikurs zu dem Thema ist bald zur Verfügung, Du kannst Dich schon auf die Warteliste setzen.
Hoffe, das hilft?
Liebe Grüße
Bettina
Ganz lieben Dank für den tollen Artikel.
Ich verstehe bei meinem Hund den Grund für das Bellen nicht bei Hundesichtung. Das kann Aufregung oder vielleicht auch etwas territoriales sein. er ist ein 1, 5 Jahre alter Rüde. So richtig habe ich die Methode noch nicht verstanden. Würde ich das Bellen dann durch Leckerlis nicht belohnen und verstärken?
Mein Hund ist, wenn er draußen bellt, oft so aufgeregt, dass er kein Leckerli und sogar keine Leberwursttube nimmt. Generell ein schlechter Esser. Hätten sie eine Idee was kann man da machen kann – als Belohnung
Hallo Andrea, ich antworte jetzt einfach hier auf Deine beiden Kommentare.
Erste Frage: Würde das Bellen durch die Leckerchen nicht verstärkt werden? Ja. Darum arbeite ich lieber mit einem Abstand, in dem Dein Hund noch nicht bellt und noch nicht so aufgeregt ist, dass er nichts fressen kann. Ich verbuche „draußen nichts fressen können“ immer mit einem kleinen Alarmzeichen, weil gesunde, entspannte Hunde sicher gerne Futter nehmen. Es deutet meistens auf zu hohen Stress hin, wenn Hunde kein Futter annehmen können.
Grundsätzlich muss man aber nicht zwangsläufig mit Futter belohnen. Ein Hund der Angst hat, wird durch einen größeren Abstand belohnt, ein aggressiv reagierender Hund wird am meisten belohnt, wenn – ohne dass er gebellt hat – der andere von selbst wieder verschwindet. (auch den ängstlichen Hund belohnt das).
Spiel ist eher wie Futter, gespielt wird nur, wenn der Hund entspannt genug ist dafür.
Darum ist mein Ansatz in der Arbeit mit meinen Kund*innen, dass wir bei dem Abstand mit dem Training beginnen, wo der Hund zwar hinschaut zu dem anderen Hund, aber noch nicht besonders aufgeregt ist. Da beginnt mein Training – mit Markersignal zum richtigen Zeitpunkt usw.. Dazu habe ich viele Übungen und Inhalte, die auch online gut funktionieren in Verbindung mit 1:1 Training online.
Hoffe das hilft?
Liebe Grüße
Bettina